Sarin – You Can’t Go Back

| 3. Februar 2021 | 0 Comments
Sarin

(c) Kirsten Sonntag

Post Metal kann gelegentlich euphorisch klingen, zumindest soll das auf Sarin zutreffen. Die Kanadier haben bereits zwei Alben hinter sich – das letzte hat immerhin dreieinhalb Jahre auf dem Buckel – bevor der nächste große Schritt gewagt wurde. Prosthetic Records gibt dem Quartett aus Toronto nun weltweite Vertriebswege und erhält dafür eine emotional aufgeladene, zugleich introvertierte und feierliche Platte. „You Can’t Go Back“ wurde am Ende einer zerbröckelnden Beziehung geschrieben und nimmt therapeutische Züge an.

Der Auftakt hört auf den Namen „Cold Open“ und ist genau das – ein schroffer und zugleich erhabener Track, der gefühlt mittendrin anfängt und doch erst einmal gemächlich aufbaut. Schiere Wucht geht eine spannende Symbiose mit einem melodischen Silberstreif ein, tief im Arrangement vergraben. Zudem brummt und grummelt David Wilson mit wachsender Begeisterung. Obwohl der Track weitestgehend statisch wirkt, macht sich doch so etwas wie Aufbruchsstimmung breit. Diese fängt „Otherness“ in aller Kürze ein, schraubt sich schnell von vorsichtig angeschlagenen Instrumenten zu einem hoffnungsvollen Mini-Monolithen.

Mitterweile sind Sarin bereits einige Türen weiter. Ihr „Reckoner“ lärmt und zerstört, packt am Höhepunkt wütende Vocals aus, pendelt zwischen Kargland und Nachdenklichkeit, welche „Thick Mire“ sukzessive in Richtung Melodie treibt. Trotz stattlicher fünfeinhalb Minuten Spielzeit handelt es sich hierbei um eine Art Übergang mit kleinen instrumentalen Experimenten und plötzlichen Explosionen. Davon hat das gigantische „When You Melt“ gleich mehrere am Start, ebenso ein ausgedehntes, fragiles Auge des Sturms. Überhaupt gestaltet sich diese zweite Hälfte verhältnismäßig harmoniebedürftig und belebend. Einige Türen weiter überlegt „Leave Your Body“, wohin die Reise gehen soll. Zwei Herzen schlagen in der kanadischen Brust, zerren mal in Richtung hoffnungsvolle Melodik, dann wieder zu Post-Untergangsszenarien. Wer wohl gewinnt?

Nach knapp 33 Minuten ist dieses Happening schon wieder vorbei und lässt mit der einen oder anderen Frage zurück. Ja, der etwas ruckartige Abschluss muss so sein und ergibt Sinn. Ja, die stete Ungewissheit, ob man es nun mit Euphorie oder Untergang zu tun hat, bleibt auch nach mehreren Durchläufen erhalten. Ja, die nervöse und doch erhabene Energie sorgt für frischen Wind. Sarin erinnern unter anderem an Lesser Glow, Isis the Band und Cult Of Luna, allerdings stets als höchst eigenständige wie eigenwillige Entität durchgehend. Ihr Einstand für Prosthetic gelingt, „You Can’t Go Back“ glänzt durch schizophrenen Schönklang der verspielt schwerfälligen Sorte.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 05.02.2021
Erhältlich über: Prosthetic Records

Facebook: www.facebook.com/sarinofficial

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Category: Magazin, Reviews

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