Ebonivory – The Long Dream I

| 1. Juni 2020 | 0 Comments
Ebonivory

(c) Andrew Basso / Electrum Photography

Irgendwas muss im australischen Prog- und Alternative-Wasser sein – siehe und höre Bands wie Karnivool und Dead Letter Circus. Ebonivory reihen sich nahtlos in diese prominente Riege ein. 2014 gegründet, glänzte das Quintett bislang durch zwei mitreißende EPs und ein packendes Album, später durch zahlreiche Festival- und Support-Slots sowie eine erste Headliner-Tour durch Down Under abgerundet. Die gemeinsame Nordamerika-Tour mit Caligula’s Horse musste zwar verschoben werden, das neue Album „The Long Dream I“ ist dennoch bereits zu haben.

Nach dem Townsend’schen Instrumental-Auftakt „Introduction“ bäumt sich „Hammer Street“ nach und nach auf. Aus dem zunächst ätherischen, vorsichtigen Song entwickelt sich schnell ein vielschichtiger Neo-Prog-Track zwischen feiner Klinge, Djent-artigen Gitarren und schroffen Growls. Das erinnert stellenweise an Dance Gavin Dance ohne Helium-Gesang, ja sogar an Coheed And Cambria. Selbst in den härtesten, wütendsten Momenten finden Ebonivory wieder zurück zur packenden Harmonie – eine Qualität, welche sich durch die gesamte Platte zieht.

Tatsächlich ist dieses „The Long Dream I“ eine Sammlung proggiger Highlights, darunter das vielschichtige „Window Man“. Wiederholte Stimmungswechsel, geradezu dröhnende Intensität mit Core-Einschlag und himmlische Eingängigkeit betonen die harte, metallische Seite des Bandsounds. „Tales Of Termina“ nimmt davon einiges mit und tankt sich durch kleine Zäsuren, durch kurze Instrumentals, durch Gefühl und Brachialgewalt. Die martialischen Eruptionen von „Patting The Black Dog“ nebst ausladenden Sci-Fi-Melodiebögen bringen abermals Devin Townsend aufs Parkett – und schon ist das Quintett gefühlte fünf Türen weiter. „Introvection“, die abschließende Overtüre zwischen klassischem Prog und derben, ungehobelten Attacken, will ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.

Zwischen The Intersphere, Nero Di Marte und Uneven Structure ist noch ein feines Plätzchen frei für Ebonivory. Ihr rockiger Neo-Prog schlägt immer mal gerne in kaputten, zerstörerischen Post Metal um, verbindet pointierte Gewalteinwirkung mit Spielwitz, Harmonisches mit Atmosphäre. Kurzum: „The Long Dream I“ lässt sich nicht auf eine Stimmung, ein Genre, ein Charakteristika festnageln, sondern erfindet sich im Laufe der gut 50 Minuten wiederholt neu. Diese vogelwilde und doch so grandios durchdachte Perle will unbedingt entdeckt werden und sollte eigentlich viel mehr als nur ein Geheimtipp sein.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 05.06.2020
Erhältlich über: Wild Thing Records

Facebook: www.facebook.com/ebonivoryband

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Category: Magazin, Reviews

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