Uneven Structure – Paragon

| 17. Oktober 2019 | 0 Comments
Uneven Structure

(c) Martin Dodouce

Ist weniger tatsächlich mehr? In Prog-Gefilden scheint das unvorstellbar zu sein, und doch üben sich Uneven Structure an der heiligen Königsdisziplin Reduktion. Allerdings betrifft dies nur das Line-up, denn das Sextett schrumpfte in den letzten beiden Jahren zum Quartett. Ansonsten zeigt sich das französische Modern-Prog-Powerhouse allerdings in Bestform. Auf ihr ambitioniertes Konzeptalbum folgt mit „Paragon“ nun eine Abhandlung über die Freilegung des innersten Selbst.

Dieses Thema erstreckt sich auch auf die Musik, die vielschichtiger kaum sein könnte. Schnell fallen die insgesamt etwas rockigeren Untertöne auf, Growls und Screams rücken weiter in den Hintergrund. So dominieren diese beispielsweise die erste Hälfte von „Outlaw“, dahinter legt das Quartett allerdings einen modernen, unverschämt eingängigen Prog-Song mit dicken Gitarrenwänden und viel Gefühl frei. Gerade Sänger Matthieu Romarin machte einen gewaltigen Schritt nach vorne. Wie er in Lover binnen Sekunden von kehliger Galle auf kraftvollen Alternative-Gesang umschaltet, macht Laune. Nicht zum letzten Mal erinnert er in den klaren Passagen an Corey Taylor auf dem jüngsten Stone Sour-Album.

Konstantes Hinarbeiten auf mitreißende Höhepunkt scheint über weite Strecken das inoffizielle Motto dieses Drittlings zu sein, doch gibt es Tracks wie „Creator“, welche jene Vorgehensweise in Frage stellen. Was ist hier der Höhepunkt? Sind es die stakkato-artigen Strophen mit heiseren Screams, hymnischen Harmonien im Refrain oder filigranen Ausflüge in semi-balladeske Gefilde im Zwischenspiel? Während man noch über Sinn und Unsinn grübelt, sind Uneven Structure längst einige Türen weiter. „Everyman“ spielt geschickt mit Aufbruchsstimmung, „Hero“ lässt dezente Sci-Fi-Untertöne Einzug halten und „Ruler“ breitet die Schwingen gen große Prog-Ballade aus.

Zwei der drei Gitarristen mögen abhanden gekommen sein, dem packenden Bandsound kann das jedoch nichts anhaben. Im Gegenteil, auf ihrem mittlerweile dritten Studioalbum wirken Uneven Structure gleich ein Stück weit konzentrierter und spielfreudiger. Während die Djent-Elemente stärker denn je in den Hintergrund rücken, kollidieren Extreme-Exkurse noch heftiger mit beinahe rockigen Ausflügen. „Paragon“ ist eine Platte der Gegensätze, die allerdings ein sympathisches, ein eingängiges Ganzes ergibt. Der Weg stimmt mit Sicherheit.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 18.10.2019
Erhältlich über: Long Branch Records (SPV)

Website: www.unevenstructure.net
Facebook: www.facebook.com/unevenstructure

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Category: Magazin, Reviews

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