Nero Di Marte – Immoto

| 24. Januar 2020 | 0 Comments
Nero Di Marte

(c) Francesco D’Adamo

Mit zwei Alben innerhalb von nicht einmal zwei Jahren etablierten sich die Italiener Nero Di Marte als Post-Metal-Powerhouse mit einem konstanten Blick über den Tellerrand. In den letzten fünf Jahren war allerdings Studio-Funkstille. Ausgiebige Tour-Aktivitäten, ein Wechsel am Schlagzeug und ellenlange Songwriting- und Detailarbeiten sorgten für diese lange Wartezeit. Mit „Immoto“ kehrt das Quartett jetzt zurück und bleibt sich musikalisch treu.

Sieben Tracks in 67 Minuten, dieses Mal ohne konzeptuelle Überschrift, sind eine ganze Menge Holz. Das eröffnende „Sisyphos“ sprengt sogleich die Elf-Minuten-Marke und ist nicht annähernd der längste Beitrag auf „Immoto“. Der Aufbau zieht sich enorm, schmerzende Schreie über halbwegs klare Klänge deuten an, was in den nächsten Minuten kommt. Djentige Elemente lassen sich weiterhin vereinzelt erkennen, nun jedoch von extremerer Prog-„Klassik“ entstellt. Zwischen rasenden Attacken mit schwarzmetallischen Fanfaren, düsterer Doom-Atmosphäre und klammer Luft fährt der Auftakt durch Mark und Bein, von mehreren Entladungen und knisternder Spannung mit Ideen für drei ganze Alben begleitet. Und das ist erst der Opener.

Jeder Cut hat für sich seine berauschenden Momente. In „La Casa Del Diavolo“ ist es die bleierne, schwerfällige Präsentation. Nero Di Marte arbeiten mit klaustrophoben Zäsuren und schaffen eine beklemmende Atmosphäre, bevor die Dampfwalze ein weiteres Mal anrollt und alles plättet. „La Fuga“, der viereinhalbminütige Abschluss, fasst sich ungewöhnlich knapp und wirkt mit seiner atemlosen Hektik doch wie ein manisches Westentaschen-Epos im Schnelldurchlauf. Das atemberaubende „L’Arca“ pendelt hingegen zwischen übertrieben manischer Gitarrenarbeit, melodischen Ansätzen und verstohlener Hoffnung im Chaos. Der erhoffte Lichtstrahl erlischt jedoch schnell.

Eines gleich vorneweg: Die Genialität ihrer ersten beiden Alben erreichen Nero Di Marte nicht ganz. Vielleicht fehlt das große Überraschungsmoment, möglicherweise ist der wilde Stilmix inzwischen einfach zu verbreitet. Das stört allerdings kaum, denn man beschwert sich auf gewohnt hohem Niveau. Noch länger, noch abgedrehter, noch komplexer, noch abwechslungsreicher – die Italiener packen auf „Immoto“ alles rein, was sich in den letzten fünf Jahren anstaute, und punkten mit luftiger Atemlosigkeit, einer von vielen Widersprüchen. Es geht also noch anspruchsvoller und wahnwitziger – kein Werk für Ungeduldige und zugleich ein spannender Ausblick darauf, wohin die Reise für ein ganzes Genre gehen könnte.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 24.01.2020
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/nerodimarte

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Category: Magazin, Reviews

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