Nero Di Marte – Derivae

| 24. Dezember 2014 | 0 Comments
Nero Di Marte

(c) Metal Blade

Mit einem Raketeneinschlag gelang Nero Di Marte vor eineinhalb Jahren eine schwermetallische Punktlandung. Das eponyme Debüt der Italiener platzierte sich irgendwo zwischen Post Metal, Djent, Prog Death und verschiedensten Extremen für eine faszinierende, hochgradig anspruchsvolle Abfahrt zwischen Meshuggah, The Ocean und Periphery. An Intensität und Strahlkraft hat das Quartett um Stimme und Charakterkopf Sean Worrell in der Zwischenzeit nichts eingebüßt. „Derivae“ knüpft nahtlos an den Einstand an und erdrückt mit dynamischer Brutalität.

Überraschungen sucht man vergeblich – wohl auch, weil es ungemein schwer ist den Sound des Quartetts zu greifen. Ist das, was sie machen, nun unerwartet oder bloß logische Konsequenz des bisherigen Schaffens? Die Wahrheit liegt dazwischen und wurde auf Platte gebannt. Dabei droht der Opener „L’eclisse“ eventuell Interessierte sogleich abzuwerfen mit seinem langatmigen, behäbigen Aufbau inklusive Dark Metal-Referenzen und Worrells jenseitigen Jaz Coleman-Vocals aus der Echokammer. Je länger der Track dauert, desto intensiver gestaltet sich das Geschehen, desto verrückter treiben es die Italiener mit Polyrhythmik, Tool-Referenzen und einem unwahrscheinlich brutalen, endlos anmutenden Finale, das, umgeben von High Speed-Drum-Salven, gleich mehrfach explodiert.

Die Kunst an „Derivae“ ist die Geschlossenheit dieser 57 Minuten in sich mit ausgeklügelten Überleitungen, geschicktem Wiederaufgreifen bereits angespielter Motive und dem steten Wechsel zwischen moderner, komplexer Brutalität sowie beschwörender, monolithischer Melodik. „Simulacra“ klingt nach Dauerfeuer, taucht aber nach sechs Minuten plötzlich ab, leistet sich einen kleinen Durchhänger, ein Mindestmaß an Verschnaufen, bevor sich gegenseitig überlagernde Meshuggah-Riffs und die herrlich stotternde Rhythmusabteilung zu Höchstleistungen antreiben.

Klinisches Auftreten mit Seele – es ist schwer den Sound Nero Di Martes einigermaßen akkurat in Worte zu fassen. Das technisch brillante, unwahrscheinlich akkurate Spiel wirkt gefühlskalt, was gewissermaßen auch zur Produktion des Albums passt, gleichzeitig lebt „Derivae“ aber vom wuchtigen, bewusst großzügig dimensionierten und – durchaus – warmherzigen Aufbau der ellenlangen Songs, nein, der kleinen Epen. Die zweite Platte der Italiener steht dem Erstling in nichts nach, ist vielleicht sogar noch ein wenig technischer und vertrackter, dabei aber auch gleichzeitig direkter. Djent und Anti-Djent in einem: Nero Di Marte vereinen und spalten Welten mit einem weiteren Meisterwerk.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 24.10.2014
Erhätlich über: Metal Blade (Sony Music)

Website: www.nerodimarte.com
Facebook: www.facebook.com/nerodimarte

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Category: Magazin, Reviews

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