Neaera – Neaera
Nach einer kleinen Abschiedstour machten Neaera 2015 den Laden dicht, man hatte erst einmal alles gesagt. Das deutsche Quintett hinterließ eine klaffende Lücke, die sie nun selbst schließen. Zwei exklusive Konzerte im vergangenen Jahr entfachten das Feuer erneut, neue Songs entstanden und man arbeitete im vertrauten Line-up mit allerlei alten Wegbegleitern. Tristan Hachmeister, der schon mal auf der Bühne aushalf, kümmerte sich um die Produktion, Jacob Hansen kehrte für den Mix zurück und Terje Johnson kümmerte sich um das Artwork. Nicht umsonst klingt „Neaera“, das selbstbetitelte Comeback-Album, wie eine kleine Rundreise durch das bisherige Schaffen der Band.
Selbstverständlich trägt die Band den jüngeren Entwicklungen – mehr Death Metal, mehr Düsternis, weg von Metalcore – Rechnung. Ihr „Torchbearer“ schlägt finster drein, arbeitet präzise und hebt das Tempo stellenweise in brachiale Gefilde. Die Nackenwirbel quietschen ein wenig. Und doch, so ganz ist man dem Core nicht abhandengekommen. „Catalyst“ ist kein strenger Genre-Track, reiht aber entsprechende Elemente nebst infernalen Melodic Death Metal. Der furiose Chorus geht unter die Haut und an die Substanz, die sägenden, leicht melancholischen Gitarrenwände zwingen in die Knie.
Aber vor allem ist „Neaera“ unverschämt hitverdächtig, ohne es darauf anzulegen. Ein „Rid The Earth Of The Human Virus“ sprintet mit wachsender Begeisterung voran, gibt sich in den richtigen Momenten evil und explodiert schließlich in einem chaotischen wie eingängigen Riesenfinale. „Lifeless“ lässt ebenfalls entsprechende Harmonien Einzug halten, wenngleich in deutlich forscherem Umfeld. Abermals hat es der Schlussteil in sich. Schließlich kehrt „False Shepherds“ stellenweise zu den Anfangstagen zurück und reißt dank unbändiger Energie mit. Einzig „Resurrection Of Wrath“ kann da noch einigermaßen mithalten, aber wie. Der rührselige Beton von „Deathless“ macht den Abgang zum Erlebnis.
Ja, Neaera sind wieder da, und zwar mit Pauken, Trompeten und Edelstahl. Ihre selbstbetitelte Platte wirft mal eben alles in einen Topf und verpasst sich eine Frischzellenkur durch milde Rückbesinnung auf alte Großtaten. Jeder Track schlägt ein, das Niveau ist unwahrscheinlich hoch, die Intensität sowieso. Auf „Neaera“ klingt das Quintett, als wäre es nie weg gewesen, und schüttelt mal eben ein waschechtes Riesenalbum aus dem Ärmel. Was machen eigentlich Maroon?
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 28.02.2020
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/neaeraofficial
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