Holy Serpent – Endless

| 14. Oktober 2019 | 0 Comments
Holy Serpent

(c) RidingEasy Records

Holy Serpent tauchen ab. Nein, nicht etwa in ihrem Auftreten, denn das Quartett aus Melbourne hat nicht im Ansatz vor, nachzulassen. Stattdessen konzentrieren sich die Australier auf maritime Themen und widmen ein ganzes Album dem Ozean. Das liegt nicht nur geographisch, sondern auch musikalisch nah, denn der wunderbar epische, blubbernde Sound zwischen Heavy Psych, Stoner, Shoegaze und ein wenig Sludge lädt tatsächlich dazu ein, abzutauchen (da ist diese Floskel wieder). „Endless“ wird seinem Namen gerecht.

Das eröffnende „Lord Deceptor“ gibt die Marschrichtung vor. Scott Penberthys heller, anderweltlicher Gesang wirkt von sämtlichen irdischen Sphären losgelöst, was zum im besten Sinne abgehobenen Klangbild passt. Beinahe im Zeitlupentempo schreitet die Rhythmusabteilung voran, Riffs und Melodien bemühen sich ebenso um Gemächlichkeit. Holy Serpent erzeugen Sound-Collagen, von beinahe sakralen Momenten und gekonntem Synthie-Einsatz begleitet. Diese Leichtigkeit, unter anderem im herrlich energischen „Daughter Of The Light“ zu bestaunen, erinnert ein wenig an die verblichenen Kylesa.

Tatsächlich gestaltet sich das Finden einer passenden Schublade für die Australier als Herausforderung, was aber auch in Ordnung ist. Tracks wie „Marijuana Trench“ sprechen so und so für sich. Der sachte, fast semi-balladeske Aufbau geleitet zu bleierner Schwere, abermals durch butterweiche Vocals konterkariert. Seltene Momente von punkiger Härte, welche ein wenig auf die Wurzeln der Band zurückgehen, lockern das Geschehen auf. So bohrt sich „Into The Fire“ tief in wütende Stoner-Sludge-Rock-Gefilde und strapaziert das Nervenkostüm im richtigen Moment.

Bloß nicht vorhersehbar, bloß nicht gewöhnlich – wobei, gehen Holy Serpent ihren Weg nicht eigentlich konsequent weiter? Tatsächlich ergeben Sound und Präsentation von „Endless“ im besten Sinne, nun ja, Sinn. Sämtliche Rädchen greifen ineinander, das ozeanische Konzept geht vollends in Musik und Texten auf, zudem weist das Songwriting ein zuvor unerreichtes Niveau an Gefühl und Präzision auf. Die ellenlangen, ausufernden Arrangements pendeln zwischen wohlfeiler Verwirrung, verschwitzter Riff-Magie und losgelöster Sehnsucht – die mit Sicherheit beste Platte der Australier und zugleich ein kurioses Wunderwerk für wiederholten Genuss.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 18.10.2019
Erhältlich über: RidingEasy Records

Facebook: www.facebook.com/HolySerpentBand

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Category: Magazin, Reviews

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