Juggernaut – Neuroteque

| 11. Oktober 2019 | 0 Comments
Juggernaut

(c) Subsound Records

Italiens überaus vielfältige Metalszene wirft einen weiteren Rohdiamanten ab. Wobei, eigentlich sind Juggernaut weder roh noch neu, bloß zuletzt relativ ruhig unterwegs gewesen. Das Quartett aus Rom versteht sich auf instrumentale Kunst zwischen Post Rock, Post Metal, ein wenig Prog und Psych. Ihr letztes Album „Trama!“ hat bereits fünf Jahre auf dem Buckel, nun beginnt die minutiös genaue Klangforschung von Neuem. „Neuroteque“ erzählt sieben Geschichten von harmonischer und emotionaler Verwandlung.

Eben jene Arten von Verwandlung ziehen sich wie ein roter Faden durch diese Platte mit Vinyl-Ideallänge. „Liminia“ legt in media res los mit bärbeißiger Härte, die kurzzeitig nach wütenden Screams zu verlangen scheint, nur um sich zum richtigen Zeitpunkt zurückzunehmen. Es wird ruhig, nachdenklich, verspielt und beinahe jazzig. Über den lässigen Groove finden Juggernaut zurück zum Anfangsmotiv und gehen ein weiteres Mal steil. Dieses Konzept des kompletten Zusammenbruchs nach initialer Eruption versteht auch „Astor“ prima, wenngleich die Zäsur besonders krass ausfällt.

Natürlich gibt es auch Tracks mit klassischem Post-Rock-Aufbau. „Orbitalia“ hangelt sich langsam, unwahrscheinlich gemütlich durch diesen Aufbau, lässt früh erste scharfkantige Momente aufblitzen, sich aber keineswegs vom Kurs abbringen. Wenn der Rausschmeißer hingegen aufblüht – stoisch, leicht verkopft – ist die Begeisterung groß. Das gilt auch für „Charade“. Hier zäumen die Römer das Pferd von mehreren Seiten gleichzeitig auf und lassen die proggige Kante ihres Sounds aufblitzen. Komplexe Gitarrenarbeit mit Math-Untertönen, angedeutete Polyrhythmik und ein konstantes Gefühl der Unruhe brennen nicht nur unter den Fingernägeln.

Jenes Spannungsfeld zwischen archetypischer Genre-Präsentation und dem Suchen neuer, unorthodoxer Wege bekommt „Neuroteque“ gut. Die eingangs erwähnten Wandlungen sind vielfältiger Natur und überraschen immer wieder aufs Neue; an Heftigkeit, an Schönheit, an Unvorhersehbarkeit. Juggernaut verleihen dem instrumentalen Post-Genre einen frischen Anstrich mit vertrauten Farben und ein wenig Bosheit als Fundament. Genaues Hinhören lohnt sich.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 11.10.2019
Erhältlich über: Subsound Records

Facebook: www.facebook.com/JuggernautRome

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Category: Magazin, Reviews

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