Radiant Knife – Science Fiction
Das „Wäs wäre wenn“-Spiel erfreut sich auch in der Musikwelt großer Beliebtheit. So auch jetzt: Was wäre, wenn Mastodon und Intronaut ihren anfänglichen Weg fortgesetzt und sich entsprechend anders entwickelt hätten? So oder so ähnlich lässt sich der Sound von Radiant Knife umschreiben. Das Duo aus Lafayette, Louisiana lässt Prog mit Sludge und Post Metal kollidieren. Gesang spielt nur eine untergeordnete Rolle, dafür schimmert ein Hauch von Genghis Tron in den Synths durch. „Science Fiction“ ist ihr neues Album.
Entsprechend vertraut und doch – im besten Sinne – anders gestalten sich diese acht Songs. Vielleicht bringt „Awakened“ mit seinen knapp siebeneinhalb Minuten den Wahnsinn des Duos am besten auf den Punkt. Vocals sind hier komplett überflüssig, denn der narrative Faden, den die Beiden spinnen, reißt mit. Bärbeißige Heavyness trifft schwerfällige, proggige Brillanz – wie die frühen Intronaut, nur mit etwas weniger Details. Klar, an den Synths werden sich die Geister scheiden – das erinnert ein wenig an den Mastodon-Nebenschauplatz Arcadea -, und doch passen diese eigentlich recht gut zu den ausgeklügelten Arrangements.
Oder darf es vielleicht doch eine Spur direkter sein? „Stereo Lords“ fängt zumindest so an und spielt mit kleineren Stoner-Riffs, sogar für ein wenig Gesang bleibt Platz. Aus dem Nirgendwo biegen Radiant Knife in einen verwunschenen Wald ein, packen wütende Synth-Hits aus, verstehen sich auf mörderischen, vertrackten Groove und finden plötzlich wieder in die Ausgangsposition zurück. Ein „Wasted Minds“ rockt dafür direkt nach vorne, begleitet von heiseren Schreien und dicken Sludge-Wänden mit einem Hauch von Melodie. Im abschließenden „Suffer Under God“ kollidieren diese Welten schließlich miteinander. Vom bärbeißigen Prog-Sludge bis zu komplexen, psychedelisch angehauchten Parts ist hier alles dabei.
Ganz schön starker Tobak, dieses Album. Radiant Knife legen ihre Wurzeln offen, wollen sich zugleich aber auf nichts und niemanden festlegen lassen. „Science Fiction“ rauscht wie getrieben zwischen den Extremen hin und her, und versteht sich vor allem auf anspruchsvolles Songwriting, welches Gesang ‚bloß‘ als weiteres Instrument sieht. Der proggige Rausch, die wüste Sludge-Härte, die kleinen Experimente – sie alle fordern maximale Aufmerksamkeit und gleich mehrere Durchläufe, entlohnen jedoch vielfältig in Form von bärenstarken Tracks mit Grower-Faktor. Radiant Knife, diesen Namen wird man sich merken müssen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 08.08.2018
Erhältlich über: Eigenvertrieb (Download-Album)
Facebook: www.facebook.com/Radiantknife
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