Tangled Thoughts Of Leaving – Yield To Despair

| 22. September 2015 | 0 Comments
Tangled Thoughts Of Leaving

(c) Pelagic Records

Im spärlich besiedelten Westen Australiens, genauer gesagt: Perth, reift eine der interessantesten Bands der jüngeren Vergangenheit. Tangled Thoughts Of Leaving brauchen keinen Gesang für ihre bedrohlichen Konstrukte. Nebst klassischer Rock-Instrumentierung fällt vor allem das omnipräsente Klavier mit deutlicher Jazz-Prägung auf. Noise, Doom, Post Rock / Metal und noch viel mehr treffen sich für stattliche 70 Minuten auf dem zweiten Album „Yield To Despair“.

Fünf ellenlange Songs – der kürzeste mit zehn, der längste mit knapp 19 Minuten Spieldauer – strapazieren die Grenzen des Möglichen aufs Äußerste. Tangled Thoughts Of Leaving verstehen es sich in eine Art Rausch zu spielen, wie der titelgebende Rausschmeißer vorlebt. Unscheinbar, langsam und doch bedrohlich nimmt das Geschehen seinen Lauf, wirkt schroff und verstimmt, geprägt von Dissonanzen und Schwerfälligkeit. Letztlich sind es aber die letzten drei, vier Minuten, die nach einer kurzen Zäsur für Furore sorgt. Nicht umsonst sitzen sich Schlagzeuger Ben Stacy und Pianist Ron Pollard bei Live-Auftritten gegenüber – sie pushen sich unaufhörlich, spielen sich in einen regelrechten Rausch.

Nicht minder großartig übrigens der Auftakt mit einem Zweiteiler: „The Albanian Sleepover“, in seiner ersten Instanz ruhig, behäbig, erst gegen Ende etwas lauter mit klassischen Post-Rock-Referenzen. Der zweite Teil verfällt schließlich dem Noise-Ungetüm und spielt sich in einen weiteren Jam-Rausch, von dem auch das gespenstische „Shaking Off Futility“ mit schneidenden, endlos wirkenden Gitarren (es riecht nach Geigenbogen) profitiert. „Downbeat“, der längste Track des Album, ist zugleich der wüsteste und schönste seiner Art – kathartisch romantisch in seiner Piano-Schlichtheit, brutal und überwältigend mit Drone-Feedbackschleifen.

Gewisse Längen lassen sich angesichts der mächtigen Spielzeit und des ausladenden Jam-Charakters nicht verhehlen, und doch liegt in der latenten Langatmigkeit dieses Albums ein gewisser Reiz. „Yield To Despair“ baut langsam und bedrohlich auf, droht zwischenzeitlich – gleich mehrfach – den Faden zu verlieren, nur um im Anschluss immer wieder zu explodieren, sich in einen Rausch zu spielen, von irdischen Sphären loszulösen. Tangled Thoughts Of Leaving machen mit ihrem zweiten Album einen gewaltigen Sprung nach vorne und verleihen Jazz Metal eine gänzlich neue Bedeutung.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 25.09.2015
Erhätlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Website: www.tangledthoughtsofleaving.com
Facebook: www.facebook.com/TangledThoughtsOfLeaving

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Category: Magazin, Reviews

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