The Old Wind – Feast On Your Gone

| 22. April 2013 | 0 Comments

The Old Wind

Einer der Urväter des Post-Hardcore und Post Metal kehrt zurück. Mit Breach lieferte Sänger Tomas Liljedahl er die Blaupause für Generationen von Bands, bevor sich die Schweden nach der Veröffentlichung von „Kollapse“ 2001 auflösten, nur um sechs Jahre später bei einer (bis dato) einmaligen Reunion-Show sämtliche Instrumente zu zerdeppern und damit wohl einen endgültigen Schlusspunkt zu setzen. Abgesehen von Gastauftritten bei The Ocean und Raised Fist war es relativ still um den Frontmann, der, wie er selbst sagt, einige schwere Jahre hinter sich hat. Die in dieser Zeit verfassten Songs waren Liljedahl so etwas wie Therapie. Herausgekommen ist dabei „Feast On Your Gone“, das Debütalbum seines neuen Projekts The Old Wind.

Freilich ist Tomas Liljedahl nicht alleine. An Bord befinden sich seine ehemaligen Breach-Mitstreiter Niklas Quintana und Kristian Andersson, Schlagzeuger Karl Daniel Lidén (Dozer, Greenleaf) und The Ocean-Mastermind Robin Staps, seines Zeichens erklärter Breach-Fan. Die entsprechend hohe Erwartungshaltung meistern The Old Wind spielend. Musikalisch knüpfen Liljedahl und Konsorten entfernt an „Kollapse“ und seinem The Ocean-Ausflug „Aeolian“ an, wobei „Feast On Your Gone“ eine ganze Ecke härter, düsterer und unwirtlicher ausfällt – vermutlich ein Querverweis auf das tiefe Tal, dass der Sänger und Songwriter während dessen Entstehung durchschreiten musste. Der Opener „In Fields“ signalisiert, dass Liljedahl nichts an Power verloren hat, im Gegenteil: noch fieser, noch wütender, noch schmerzverzerrter brüllt und speit er seine Verse nach draußen, getragen von schweren, schneidenden Gitarren und einer stoisch, druckvoll agierenden Rhythmusabteilung. Gerade Lidéns Stoner-Hintergrund kollidiert mit dem monolithischen Post Metal dieser Platte auf gar wundersame Art und Weise.

Die restlichen fünf Songs knüpfen nahtlos an die beängstigend hohe Qualität des Openers an, dulden keinerlei Widerstand und überraschen dabei immer wieder. Je länger das Album dauert, desto verworrener wird es. „Spears Of A Thousands“ nimmt beinahe doomige Züge an, während sich Liljedahl die Seele aus dem Leib kotzt. So viel Schmerz, so viel (Selbst-)Verachtung kann ein Herz, kann eine Seele nicht tragen. „Reign“ setzt noch eine Schippe drauf, fällt bis auf einige wenige Zeilen gegen Ende komplett instrumental aus und erinnert in seinem monolithischen Auftreten zunehmend an Isis, plötzlicher Zusammenbruch inklusive.

35 Minuten Spielzeit sind natürlich, gerade in diesem Genre, nicht sonderlich viel, man hat aber auch nicht genug. Bloß nicht falsch verstehen: „Feast On Your Gone“ langweilt zu keiner Zeit, auch die drei schnelleren, hier nicht explizit angeführten Tracks sind von höchster Qualität. Man fühlt sich nach dieser Platte schlicht und ergreifend leer, fertig mit der Menschheit, dem düsteren Tal, das Tomas Liljedahl durchschreiten musste, emotional nah. Vielleicht liegt es gerade daran, dass der Einstand von The Old Wind so eindrucksvoll ausfällt: man spürt den aufgewühlten, frustrierten, gepeinigten Frontmann in jeder Note, in jeder Silbe. Man wünscht Liljedahl, dass er sich nun wieder gefangen hat und den Erfolg, den „Feast On Your Gone“ ohne Zweifel verdient hat, ja sogar einfahren muss, in vollen Zügen genießen kann. Was für ein Comeback.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 26.04.2013
Erhätlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/Theoldwind

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Category: Magazin, Reviews

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