Lake Cisco – Permanent Transient

| 22. September 2011 | 0 Comments

Lake Cisco

Mehr Effekte, mehr Prog, mehr Wucht – Lake Cisco scheinen unaufhörlich zu wachsen. Was sich zuletzt durch diverse Samplerbeiträge und Live-Auftritte als ’next big thing‘ angekündigt hat, könnte nun überlebensgroß werden. Fans von Dredg, Incubus und Karnivool dürfen beim Quartett aus Koblenz und Köln zumindest bereits Schlange stehen, denn nach Line-Up-Wechsel – Drummer Simon Scheibel ist neu an Bord – und Produktion mit Markus Reuter (Stick-Men, Tuner) steht nun das Debütalbum „Permanent Transient“ in den Startlöchern, das mit den zu den besten Prog- / Alternative-Rock-Platten Europas der letzten Jahre gehört.

Hier treffen sich vier Musiker, die nicht nur ihre Experimente hervorragend beherrschen, sondern auch ein Gespür für gute Songs haben. „Quiet Assassin“ ist das perfekte Beispiel hierfür: Ruhiger, fragiler Beginn mit dezenter Tool-Schlagseite, von Florian Sczesnys einsetzenden Vocals (der gute Mann erinnert immer wieder an Brandon Boyd von Incubus) jedoch sogleich in deutlich ruhigere Gefilde gedrängt. Der Refrain fällt beinahe poppig aus, während gegen Ende sogar ein Hauch metallischer Prog-Wahnsinn nebst fiesen Screams einsetzt. Mit dieser Achterbahnfahrt der Gefühle kennen sich Lake Cisco aus, auch wenn es gelegentlich – beispielsweise in Form des Titeltracks „Permanent Transient“ – sogar relativ geradlinig vorangeht, nämlich knapp acht Minuten lang balladesk mit gelegentlichen, kaskadenartigen Explosionen progressiv orientierter Spielfreude.

Gerade diese sehr spärlich und mit Bedacht eingesetzten Screams lassen Lake Cisco noch eine Spur unberechenbarer wirken. So tauchen sie beispielsweise aus dem Nichts im Finale der an sich recht gefälligen Video-Auskopplung „An Answer Too Complex To Answer“ auf und legen den gesamten Song lässig in Schutt und Asche. „Hybris“ hingegen setzt eher auf instrumentale Power, lässt den Song immer weiter anschwellen und baut sogar Post Metal-Elemente ein. Dazwischen tauchen kleinere Interludes auf, hier „Fragments“ genannt, die für natürliche Pausen und Übergänge sorgen, entscheidende musikalische Momente stärker zu betonen vermögen. Entsprechend spektakulär wirkt der von Natur aus sehr faszinierende Rausschmeißer „Cliffhanger“: siebeneinhalb Minuten Prog-Rock-Wahnsinn mit instrumentalen Klangteppichen, der all das zusammenfasst und betont, was diese Band stark macht.

Nach über 56 Minuten lichtet sich der Nebel, während die Hände weiterhin nachzittern. War das zum Schluss etwa eine Anspielung auf Cave In zu „Antenna“-Zeiten? Wie viele Ideen und Handlungsstränge konnte man hier tatsächlich entdecken? Und wie viele Querverweise zu offensichtlichen Vorbildern kann man eigentlich einbauen, ohne dabei den eigenen Sound und die Prog-CI zu verwässern? „Permanent Transient“ ist ein kleines Meisterwerk, ein lebhaftes Rock-Album für all diejenigen, die sich vom letzten Dredg-Album mehr erhofft haben, und die immer noch auf der Suche nach großen Gitarrenwänden und maritimer Magie sind. Lake Cisco sind mit gerade einmal einer einziger Platte an der nationalen Spitze und der internationalen Elite angelangt. Alles kann das noch lange nicht gewesen sein.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 23.09.2011
Erhätlich über: G-Records (Rough Trade Distribution)

Website: www.lakecisco.com
Facebook: www.facebook.com/lakeciscoband

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Category: Magazin, Reviews

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