Incubus – If Not Now, When?
Auch wenn es auf dem 2009 erschienenen Best-of-Platte „Monuments And Melodies“ zwei neue Songs gab, ist das letzte Incubus-Studioalbum „Light Grenades“ doch schon wieder fünf Jahre her – Zeit genug für ein Soloalbum von Sänger Brandon Boyd und ein Harvard-Studium von Gitarrist Mike Einziger. Nun melden sich die Alternative Rock-Veteranen mit „If Not Now, When?“ zurück und sorgen damit für eine faustdicke Überraschung – deutlich ruhiger, ja beinahe schon radiotauglicher gehen die fünf US-Amerikaner zu Werk. Was dazu wohl die alten Fans sagen werden?
Mit dem Titeltrack und der aktuellen Single „Promises, Promises“ üben sich Incubus in Understatement. Sie wollen den Songs mehr Luft geben, Leerstellen bewusst offen lassen und nicht mit Soundspielereien füllen. Überaus entspannt und beinahe poppig geht es durch die erste Albumhälfte mit Songs, an die man sich in dieser Form erst einmal gewöhnen muss. In „Thieves“ kommt erstmals ein Hauch der proggigen Incubus durch, doch es dauert bis zum sechsten Song („The Original“), bis sich eine gewisse Trendwende ankündigt. Was wie ein Song der radiofreundlichen Linkin Park-Ära beginnt, nimmt gegen Ende mehr und mehr Kontur an, wird von sperrigen Gitarren und ein wenig Dreck durchzogen.
„In The Company Of Wolves“ ist schließlich der Wendepunkt, wenn nach drei eingängigen Minuten die Jam-Session beginnt. Zwischen Post Rock und proggigen Space-Experimenten spielen sich Incubus in einen wahren Rausch, getrieben von Ben Kenneys prägnantem Bass und „Levee“-Drums. „Switchblade“ ist verspielt, überall und nirgendwo – herrlich hibbelig und erfrischend. Die erste Auskopplung „Adolescents“ hingegen schlägt am ehesten die Brücke zum klassischen Bandsound, ist dennoch angenehm reduziert arrangiert. Gerade der Refrain produziert davon, kann atmen und scheint unaufhörlich zu wachsen – ein echter Übersong. Die versöhnlichen Töne von „Tomorrow’s Food“ driften in psychedelische Beatles-Gefilde ab und sorgen für einen etwas verwirrenden Abschluss.
Obwohl „If Not Now, When?“ das mit Abstand eingängigste und am stärksten radiofreundliche Album von Incubus ist, entpuppt es sich wohl auch als ihre bis dato schwerste Prüfung. Wer „Love Hurts“ seiner Zeit als grenzwertig empfunden hat, wird sich vor allem mit der ersten Hälfte nur schwer anfreunden können. Mehrere Durchläufe lohnen sich aber, denn die Idee, die Songs atmen zu lassen, sorgt für einige großartige Momente. Ähnlich wie zuletzt bei Dredg verschreckt man die Fans, hat aber die richtigen musikalischen Antworten parat. Zumindest die zweite Hälfte mit den Geniestreichen „Adolescents“ und „In The Company Of Wolves“ sollten Versöhnung stiften. „If Not Now, When?“ ist ein spannendes Album. Man muss sich nur darauf einlassen.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 08.07.2011
Erhätlich über: Epic Records / Immortal Records (Sony Music)
Website: www.enjoyincubus.com
Myspace: www.myspace.com/incubus
In Zusammenarbeit mit beatblogger.de
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