Kovlo – Hey Mom, Where’s Timbuktu?

| 6. Juli 2011 | 0 Comments

Kovlo

Fans von Long Distance Calling, Isis und Mogwai dürfen sich nun ein Sabberlätzchen schnappen und eine neue Lieblingsband in die heiligen Hallen des instrumentalen Post Rock begrüßen. Kovlo aus der Schweiz sprechen durch ihre Musik und wagen eine kleine Weltreise. Ein Kind mit einem Atlas in der Hand entdeckt die Welt und lässt seine Fantasie zu sechs Orten zwischen Finnland und Kambodscha, Mexiko und China, Neuseeland und Palästina spielen. Dabei stellt sich eine entscheidende Frage: „Hey Mom, Where’s Timbuktu?“

Entsprechend überschäumend und doch zurückhaltend respektvoll, ja beinahe ängstlich gehen die Kinderaugen auf Entdeckungsreise. „Hebron“ (Palästina) beginnt mit fordernden Vocal-Samples, lässt einen Hauch orientalischer Elemente einfließen, bevor sich die Schweizer gegenseitig zu einem explosiven Crescendo inklusive nachdenklichem Abgang hochpeitschen. Das mexikanische „Oaxaca“ nimmt alle Aspekte des Bundesstaates mit: eisige Berggipfel, trockene Wüstenregionen und tropisch-warme Küstenstreifen. Highlight ist jedoch „Rovaniemi“ (Finnland) – reißerisch fließend wie der Wasserfall Auttiköngäs, gespickt mit Höhen und Tiefen, die zur hügeligen Landschaft passen.

Deutlich härter und schroffer wirken die Beobachtungen zu „Qujing“, einer Stadt im Osten Chinas. Forsch, beinahe metallisch pflügen Kovlo durch 220 Sekunden urbanes Leben und wagen den Spagat zwischen hoch technologisierter Skyline und offener Armut – anklagend und bissig über die gesamte Spieldauer. In „Blenheim“ (Neuseeland) kann man milde Winter und warme Sommer genießen, zahlreiche Weingüter sehen und am traditionelle ‚Marlborough Food & Wine Festival‘ teilnehmen – ein beinahe euphorischer Track mit süßer Note. „Angkor Wat“ wagt abschließend eine Reise durch die gewaltigen Tempelanlagen Kambodscha. Entsprechend monumental und episch wurde der Track angelegt, gespickt mit Vocal-Samples und Dissonanzen; eine Reise durch die bewegte Geschichte dieser heiligen Stätten.

Man kann den Schweizern nur applaudieren: Kovlo haben nicht nur ein spannendes Konzept entwickelt, die Vertonung der Weltreise zwischen Geschichte, Sightseeing und Sozialkritik ist ein echter Geniestreich. Vereinzelte Vocal-Samples akzentuieren wichtige Stellen, ansonsten regiert pure und unverfälschte Epik instrumentaler Natur. „Hey Mom, Where’s Timbuktu?“ spinnt seine Erzählstränge hervorragend zusammen, ist ein Spiegelbild der hervorragenden Technik und Kreativität der Schweizer, pusht sie in punkto Songwriting und Dynamik problemlos ins internationale Spitzenfeld. Ohne Frage: Kovlo haben eines der besten Post Rock-Alben des Jahres am Start.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 14.03.2011
Erhätlich über: On The Camper Records

Website: kovlo.bandcamp.com
Myspace: www.myspace.com/kovlo

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Category: Magazin, Reviews

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