Coroner – Dissonance Theory

| 17. Oktober 2025 | 0 Comments
Coroner

(c) Manuel Schütz

Das geht locker als Sensation durch: 32 Jahre nach „Grin“ melden sich die Schweizer Prog-Thrash-Visionäre Coroner mit einem neuen Album zurück. Bereits im Sommer 2016 ging man erstmals seit der Reunion ins Studio, doch brauchte es letztlich mehrere Anläufe, von in die Länge gezogenen Aufnahmen und pandemischen Zwischenpausen ganz zu schweigen. Nun steht „Dissonance Theory“ tatsächlich in den Startlöchern – ohne „Marquis“ Marky Edelmann, der die Band bereits 2014 mangels Interesse an neuem Material verließ, dafür mit den Urgesteinen Ron Broder und Tommy Vetterli, die an allen bisherigen Alben beteiligt war, sowie Diego Rapacchietti an den Drums.

Als wäre die Zeit stehengeblieben, rattert „Consequence“ durch seine sechs Minuten und bringt alles mit, was man sich von Coroner erhoffen konnte. Broder klingt so grantig und aggressiv wie eh und je, die Riffs und rhythmischen Spielereien gehen auf und machen die Bühne frei für ein komplexes Arrangement, das dennoch direkt ins Ohr geht – ein typischer Kunstgriff, gleichzeitig knüppelhart und technisch versiert, mit einem gewohnt griffigen Vetterli-Solo obendrauf. Vor dem „Transparent Eye“ schauen kurz Voivod vorbei, die alten Brüder im Geiste, während das Spiel mit bleierner Schwere, verkopften Tunings und geradezu melodischen Auflösungen mitten ins Herz trifft.

Hingegen explodiert „Renewal“ förmlich aus den Startblöcken, lässt Rapacchietti das Kit mit fiesen Uptempo-Attacken verdreschen und arbeitet in weiterer Folge Mini-Hooks heraus, die geradezu unscheinbar aus dem Arrangement wachsen und sich neben aller Bosheit direkt festbeißen. Derlei furiose Intensität bringt auch „Sacrificial Lamb“ mit, rollt zugleich den Melodieteppich aus und setzt auf erdrückende Heavyness. Dieser Spagat glückt, spätestens wenn sich der Zwischensprint zur Halbzeit mit der x-ten Häutung direkt und ohne Vorwarnung verbeißt. Selbst relativ kurze Episoden, wie das angenehm fokussierte „Symmetry“, lassen nicht mehr los und torpedieren das schüttere Haupthaar.

Mit „Dissonance Theory“ gelingt Coroner ein echtes Kunststück: Sie drehen die metallisch-vertrackte Uhr zurück und knüpfen bärenstark an ihre wegweisenden Alben in den späten 80ern und frühen 90ern an, treten dabei keinesfalls auf der Stelle, liefern ausreichend frische Impulse und bieten dennoch Dienst am Fan auf höchstem Niveau. All das unter einen Hut zu bringen, ist eine mehr als reife Leistung. Jeder einzelne Song dieser Comeback-Platte beißt sich fest, verstört und begeistert auf magische Weise, jagt durch unzählige packende Wendungen und bleibt trotz komplexester Arrangierung hängen. Coroner bleiben unantastbar und stellen sich gleich mehreren neuen Metal-Generationen mit einem von vorne bis hinten großartigen Album gekonnt vor.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 17.10.2025
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

Website: coronerofficial.com
Facebook: www.facebook.com/coronerband

Slider-Pic (c) Manuel Schütz

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Category: Magazin, Reviews

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