Leonov – Shape Of Ash

(c) Caroline Teinum Gilje
Ihre Musik ‚magisch‘ zu nennen, grenzt an Untertreibung: Leonov folgen einer ganz eigenen, schwer in Worte zu kleidenden Doom-Spielart, die unter anderem durch Post Rock, Post Metal und Folk ergänzt wird, die von Tåran Reindals einzigartiger, ätherischer Stimme lebt, und die es zugleich gar hervorragend schafft, aus geringen Mitteln eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Eineinhalb Jahre nach „Procession“ ist man bei Pelagic gelandet, die ideale Bühne für den sprichwörtlichen nächsten Schritt. Und der soll mit der EP „Shape Of Ash“ zumindest vorbereitet werden.
Erstmals nahm man die Instrumente separat auf, anstatt gemeinsam live im Studio zu spielen, und das bekommt der Intensität der Tracks tatsächlich hervorragend. Das beginnt bereits im Opener „Samaritan“ mit erst minimaler Arrangierung und Reindals schneidendem Gesang, der die Seele offenlegt. Mehr und mehr Spuren kommen hinzu, in der zweiten Hälfte wird es endlich laut bis furios. Die Schleusen öffnen sich, geradezu wilde Katharsis bahnt sich den Weg für ein metallisch angehauchtes Crescendo. In „Auld Ashok“ ist es jedoch die konstante Spannung, die bewusst dramatisch gehaltenen Schleifen, die enger und enger geschnürt werden, immer wieder massive Wände auffahren und sich doch zurücknehmen, kurz vor der Eskalation.
Ein gänzlich anderes Unterfangen ist „Bygg en Menneskekropp“, das Reindal gemeinsam mit dem norwegischen Folk-Sänger Syvert Feed einsang. Wie ein Streitgespräch zwischen einem Paar aufgebaut, stehen die beiden Stimmen im Mittelpunkt, während die reduzierte Instrumentierung um sie kreist, zarte Akzente setzt und schließlich mit einem großen, wertigen 70s-Rock-Finale überrascht. Das ist abermals angenehm neu und unterhaltsam. Im abschließenden Titelsong „Shape Of Ash“ kehren Leonov zu ihren vertrauten Stärken zurück, bauen ein Post-Doom-Monster auf, das sich nur langsam entlädt und im Finale unter die Haut geht – groß, extremst gespannt und intensiv.
Nur wenige Bands können mit vergleichsweise geringen Mitteln derart bewegen. Der Gesang alleine ist bereits – zumindest rein theoretisch – mehr als genug für den absoluten emotionalen Ausnahmezustand, doch schneidern Leonov rundherum vielschichtige, abwechslungsreiche Arrangements, die etwas im tiefsten Inneren auslösen. Die Herz und Seele regelrecht massieren und zugleich für schwer zu beschreibende Beklemmung sorgen. „Shape Of Ash“ braucht nur vier Songs, um für ein willkommenes Durcheinander zu sorgen – Katharsis in unbestrittener Bestform und die perfekte Antithese für den dampfenden Sommer.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 04.07.2025
Erhältlich über: Pelagic Records
Facebook: www.facebook.com/Leonovband
Letzte Kommentare