The Man-Eating Tree – Night Verses

| 30. Juni 2025 | 0 Comments
The Man-Eating Tree

(c) Jani Mahkonen

Ein Neustart nach etwa einem Jahrzehnt lässt aufhorchen: The Man-Eating Tree veröffentlichten vergangenes Jahrzehnt drei Alben mit Dark- und Gothic-Metal-Einschlag, nur um nach und nach von der Bühne zu verschwinden. Seither stellte sich das Line-up mehrmals um, einzig Poisonblack-Gitarrist Janne Markus blieb als letztes Gründungsmitglied an Bord. Dafür mischen nun aktuelle und ehemalige Musiker so illustrer Formationen wie Ghost Brigade, S-Tool und Mors Subita mit. Auf „Night Verses“ schlägt das Quintett eine deutlich atmosphärerische Richtung ein.

Manne Ikonen, Stimme der viel zu früh aufgelösten Ghost Brigade, zählt zu den Stars dieses Comebacks und ist für die verfeinerte Ausrichtung von The Man-Eating Tree gewiss mitverantwortlich. In „Days Under The Dark“ verleiht er einem Giganten ordentlich Flair. Deutlich mehr Death-Doom-Wucht reißt den Track zwischen harschen, rohen Growls und butterweichem Gesang hin und her, cineastisch und urgewaltig zu gleichen Teilen. Melodische Magie, folkige Einschübe und ein feiner Hauch klassischer Muster im Dark-Metal-Umfeld kommen diesem Mini-Epos entgegen. Der Song entlädt sich monolithisch und ist doch voller beklemmender Schönheit, selbst inmitten unwirtlicher Hässlichkeit.

Zwar erreicht das weitere Album nur selten derlei monumentale Dimensionen, macht aber dennoch Laune. „To The Sinking“ ist ein weiterer Gigant, der das Geschehen mit einem Hauch Post Rock aufzieht – ellenlanger Aufbau mit semi-balladesken Untertönen, durch eine gewaltige kathartische Explosion abgelöst – ein geschicktes Spiel mit musikalischen Druckverhältnissen. Danach konzentriert sich „Ruins Of Insanity“ auf kompakte Direktheit, holt wieder dezenten Gothic-Charme zurück und lässt ein Meer an Harmonien aufblühen. „Seer“ fährt über ein ähnliches Konzept mit geifernder Urgewalt drüber, ein Death-Doom-Yin-Yang der kathartisch-aufwühlenden Sorte.

Es mögen andere The Man-Eating Tree sein, die sich hier präsentieren, doch geht dieser mutige Schritt auf. Zwischen Death-Doom-Aggression und feinsinniger Atmosphäre gelingt das Spiel mit Kontrasten und Spannungsverhältnissen auf „Night Verses“ gar fantastisch. Derbe Wucht und die ganz feine Klinge mit himmlischen Melodien treiben in wechselnder Zusammensetzung kuriose Blüten, von einer echten Ausnahmestimme gekrönt. Sie mögen vielleicht das Genre-Rad nicht neu erfinden, doch gelingt den Finnen ein einnehmendes, atemberaubend schönes Comeback auf Albumlänge, und das in jeder Hinsicht.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 11.04.2025
Erhältlich über: Noble Demon (Broken Silence)

Website: themaneatingtree.fi
Facebook: www.facebook.com/themaneatingtree

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Category: Magazin, Reviews

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