Arv – Curse & Courage

(c) Marius MADA Dale
Ja, ist denn schon wieder Weltuntergang? Arv ist das relativ egal, denn ihr Sound klingt so und so stets schroff, erdrückend und zerstörerisch. Das Quintett aus Oslo veröffentlichte bislang mehrere Singles und eine EP, die Post Metal, Sludge und tiefschwarzen Hardcore kombinierte – im besten Sinne aufs Wesentliche reduziert und maximal effektiv. „Curse & Courage“ ist ihr erstes komplettes Album und sucht eine Verbindung zwischen der eigenen Herkunft und den Traditionen der nordnorwegischen Heimat sowie aktuellen Geschehnisse, vor denen viele ihre Augen verschließen.
Das wechselhafte, bewusst herausfordernde „Judgement“ illustriert den eigenen Standpunkt und den gerne mal stürmischen bis umwerfenden Sound verdammt stark. Zunächst wird ordentlich geklotzt und gekleckert, in tiefschwarzen Sprints, die nur einen Katzensprung von der dreckverkrusteten D-Beat-Schule entfernt scheinen. Das schindet mächtig Eindruck, doch nehmen Arv urplötzlich das Tempo heraus und setzen auf dichte, auf schwerfällige Atmosphäre mit halbwegs klaren Gitarren und ellenlanger Sinnsuche. Derbe Growls gehen auf Kollisionskurs und bauen eine massive Riffwand auf, bevor die Norweger abschließend erneut komplett steil gehen.
Nach dieser Attacke auf sämtliche Sinne fühlt man sich erst einmal wie ein „Victim“. Die bleierne Schwere dieses Tracks, der zwischendurch sogar mit etwas Black’n’Roll anbandelt und stets die Manie als stilgebendes Mittel zum Zweck sieht, fährt durch Mark und Bein, erdrückt förmlich und begeistert auf schwer in Worte zu fassende Weise. Hingegen schleicht sich der Titelsong erst einmal von hinten an, fast doomig in seiner Präsentation und von suchenden Gitarren durchzogen. Nach und nach kommen weitere Spuren und extreme Vocals hinzu, gewinnt der Song an derber Wucht und implodiert komplett. Im Vergleich dazu gibt sich „Neglect“ kurz und direkt, wenngleich die klaustrophoben Melodie-Ansätze wohlige Schmerzen bereiten.
„Curse & Courage“ stemmt sich dagegen, gemocht zu werden, was jedoch nicht gelingt – der einzige ‚Fehlschlag‘ auf diesem Album. Sämtliche acht Tracks werden so roh und unbequem wie nur menschenmöglich präsentiert, und doch sorgt die musikalische Klasse dafür, das man sich dem Ergebnis einfach nicht entziehen kann. Arv schätzen das Abstoßende im Post Metal und kosten dies aus – durch hohe Geschwindigkeit, doomige Schwere, Hardcore-Einschübe und majestätische bis beklemmende Atmosphäre. Jeder einzelne Exkurs fährt durch Mark und Bein, erschüttert das Innerste und spuckt doch zufrieden wieder aus. Dieses Kunststück sollte man sich unbedingt einverleiben.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 02.05.2025
Erhältlich über: Vinter Records
Facebook: www.facebook.com/arvband
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