SOM – Let The Light In

(c) Mike Repasch-Nieves
Von einem entscheidenden Moment in der Karriere von SOM ist die Rede, und das kommt nicht von ungefähr. Nach dem starken „The Shape Of Everything“, das ihrem Sound den Beinamen ‚Doom-Pop‘ einbrachte, sowie einer ambitionierten EP mit Depeche Mode-Cover-Versionen gestalteten sich die Aufnahmen des dritten Albums schwierig. Unerwartet verließ Drummer Duncan Rich mittendrin die Band. Bassist Justin Forrest wurde zum Drummer, Sänger und Gitarrist Will Benoit wechselte an den Bass, während Joel Reynolds und Mike Repasch-Nieves die Gitarren deutlich offener gestalteten. „Let The Light In“ gibt sich noch einen Tacken emotionaler und unmittelbarer.
Ihre Mischung aus Shoegaze, Post-Hardcore, Doom und Rock wirkt tatsächlich größer und intimer, was eigentlich ein Widerspruch in sich sein sollte. Der Opener „Don’t Look Back“ löst diesen ab der ersten Sekunde auf. Tatsächlich wirken die Gitarren sortiert und intensiver zugleich, während Benoits hoher und doch kraftvoller Gesang Licht und Düsternis auf gekonnte, ungewöhnliche Weise verbindet. Kleine melodische Ausritte und ein entfremdetes Solo finden höchste Höhen, die „Give Blood“ erst einmal mit purer Wucht torpediert. Der Schein trügt jedoch, denn die Strophen bringen die vielleicht gefühlvollsten Passagen der bisherigen Bandkarriere mit, entschleunigen komplett und treffen mit ihrer Anmut mitten ins Herz.
Derlei ungefilterte und doch verfremdete Schönheit nimt „Under Streetlights“ mindestens so gerne mit. Das verschleppte Doomgaze-Tempo kommt gut, ebenso das vorsichtige Anlancieren kurzer und heftiger Druckmomente, bevor ellenlange Instrumentalteppiche das imaginäre Heft besonders fest in die Hand nehmen. „Chemicals“ deutet balladeske Gefilde an und verliert sich letztlich in spannender Unruhe, in marschierenden Drums und finsteren Schattierungen, die das Licht zu ersticken drohen. Dass ausgerechnet „The Light“ lauter und wüster rüberkommt, passt irgendwie ins Bild – vom zaghaften Auftakt bis zu den wiederholten, nicht enden wollenden Schleifen.
Zunehmende musikalische Verfeinerung steht SOM gut zu Gesicht. Interessanterweise wirkt ihr Sound deutlich voluminöser und allumfassender, trotz oder wohl gerade wegen der personellen Veränderungen. Zudem versucht „Let The Light In“ tatsächlich, mehr und mehr das Licht hereinzulassen, zeigt eine insgesamt ruhigere und melodischere Seite, ohne sich in Belanglosigkeiten zu verrennen oder gar auf die Intensität der bisherigen Releases zu verzichten. Dieses Finetuning steht dem Quartett hervorragend und ebnet den Weg für eine goldene Zukunft.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.03.2025
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Website: www.som.band
Facebook: www.facebook.com/somtheband
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