Hanging Garden – The Unending

(c) Toni Hatakka
Wenige Bands sind so fleißig wie Hanging Garden und schaffen es dabei, sich immer wieder ein Stück neu zu erfinden, ohne dabei auf der sprichwörtlichen Stelle zu treten. Die Finnen haben ihre ruppigen Death-Doom-Wurzeln zwar nicht komplett hinter sich gelassen, sind in ihrer achter Besetzung aber melodischer und düsterer geworden, mit Süße und Düsternis flirtend. Ein Nachfolger für „The Garden“ aus dem Frühjahr 2023 befindet sich bereits in der Pre-Production-Phase, bis dahin soll die EP „The Unending“ bei Laune halten.
Die vier Tracks widmen sich Beharrlichkeit und dem Okulten, spielen mit Licht und Dunkelheit, Harmonie und Dissonanz, Natur und dem Anderweltlichen. Wiewohl „To Seize The Night“ betont verwaschen loslegt und sich in seinem Intro verliert, kann die unterkühlte Härte, die mit dem Gesang der Hatakkas kollidiert, sofort überzeugen. Urplötzlich lichten sich die Wolken, schimmernde Gitarren tragen zu hymnischen Klängen, während die stotternden Strophen suchen. Im Vergleich dazu geht es „The Passage“ eingängig und direkt an, spielt mit düsterem Rock und großen Hooks, während sich ominöses Flüstern einmischt, derben Growls den Weg bereitet und schließlich unterkühlte Melodien zulässt. Das Spiel mit Gegensätzen funktioniert.
„Morgan’s Trail“ gelingt das ebenso, wenngleich Hanging Garden erst einmal forsch loslegen und an die Anfangstage erinnern. Feenhafter, spiritueller Gesang führt natürlich auf die falsche Fährte, dann kehren derbe Growls zurück, spielen mit klischeehaften Gothic-Mustern und finden doch wieder zu einer besonderen Death-Doom-Ausdrucksform, die die Finnen wie nur wenige andere beherrschen, mächtiger Chorus und kleiner Nackenschlag inklusive. Zum Abschluss geht es „The First Sunrise“ betont gemächlich an, bemüht zentnerschwere Wände und lässt selbst die omnipräsente Anmut erst einmal gegen Windmühlen ankämpfen. Auch hier häuten sich Hanging Garden wieder und wieder, aufbrausend und wunderschön zu gleichen Teilen.
In diesen 20 Minuten zelebrieren die Finnen das stete Hin und Her, wenn elementare Kräfte um eine nicht näher benannte Vormachtstellungen ringen. So setzt es auf „The Unending“ insgesamt mehr Härte als zuletzt, wenngleich zumeist in konzentrierter, knapp bemessener Dosierung, bevor die Stimmung wieder kippt und bewegende Melodien bemüht. Hanging Garden reizen die Möglichkeiten ihres Songwritings aus, experimentieren mit bewusst, mit fokussiert wechselhafter Präsentation, mit alles einnehmender Atmosphäre. Auch diese Platte gelingt den Acht aus dem hohen Norden richtig gut – inzwischen vielleicht keine Überraschung mehr, aber doch so erfreulich wie immer.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.03.2025
Erhältlich über: Agonia Records
Facebook: www.facebook.com/HangingGardenOfficial
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