Haven – Causes

(c) Fabz Black (@whothefisfabz)
Tiefgreifende, elementare Fragen und die Suche nach universellen Antworten begleiten das erste Album von Haven. Das Berliner Quartett zählt zu den heißesten neuen Post-Metal-Aktien, veröffentlichte bislang zwei EPs und supporte unter anderem Amenra, Hexis sowie Esben And The Witch. Ganz dem Titel entsprechend, widmet sich „Causes“ der Suche nach den Ursachen und den Konsequenzen des eigenen Seins und Handelns, die zu kathartischer Erkenntnis führen soll.
Federführend ist Frontmann Norman Siegel, dessen Stimmvolumen schnell zur willkommenen Triebfeder mutiert. Im Titelsong „Causes“ konzentriert er sich zunächst über weite Strecken auf klaren Gesang und verleiht dem Track dadurch eine angenehm proggige Schlagseite. Richtung Halbzeit kippt die Stimmung, es wird wütend und derb, ein wenig an The Ocean erinnernd. Mehrere kleine Zäsuren lockern das Geschehen auf. Davor lauert das massive „Idol“, das mit abstoßendem Doom und Sludge kokettiert, eine spannende Zweitstimme hinzuholt und die eingangs erwähnte Katharsis neben etwas Spiritualität stellt – ein Rezept, das in dieser widerspenstigen Monstrosität vollends aufgeht.
„Rue“ entwickelt sich schnell zum Showcase der Band, wenngleich der ruhige, zurückhaltende Auftakt täuscht. Haven legen urplötzlich einen imaginären Schalter um, verzweifelte Schreie fahren durch Mark und Bein, zerreißen die Luft und bereiten auf ein überdimensionales Wechselbad der Gefühle vor. Der ruhige, nahezu schüchterne Gesang symbolisiert die Kehrseite der emotional aufgeladenen Medaille, während die Berliner ringums die Spannung intensivieren. Mehr und mehr nähert sich das Geschehen einem imaginären Siedepunkt, eskaliert wiederholt, nur um im Schlussakt mit butterweicher Synthetik zu überraschen – ein Wegbereiter für ein Tool-artiges großes Finale.
Das Ringen um Fassung in einer Welt, die gefühlt minütlich weiter aus den Fugen gerät, wird zum beklemmenden Leitmotiv dieses Erstlings. Haven kämpfen mit sich und ihrer Umgebung, suchen nach Antworten und ringen jedem noch so düsteren Moment den feinsten Silberstreif am Horizont der Hoffnung ab. „Causes“ ist eine proggige Achterbahnfahrt voller post-metallischer Urgewalt, die Mut zur Hässlichkeit beweist, unfassbar viel Schmerz in sich trägt und doch wiederholt zurück zu puristischer Anmut findet. Das Ergebnis ist groß, herausfordernd und, wie erhofft, verdammt kathartisch geworden – ein Einstand nach Maß, der Haven als neues Powerhouse etabliert.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 24.01.2025
Erhältlich über: Argonauta Records
Website: haven.band
Facebook: www.facebook.com/HavenNoise
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