Giver – The Future Holds Nothing But Confrontation

| 20. September 2024 | 0 Comments
Giver

(c) Sebastian Igel

Es hat gedauert, das Warten hat sich gelohnt: Als Giver Anfang Februar 2020 „Sculpture Of Violence“ veröffentlichten, stand die Welt an der Schwelle zu einschneidenden Veränderungen. Diese Zeit ging am deutschen Quintett ebenso wenig spurlos vorüber. Zudem schraubte man am eigenen Sound und gestaltete diesen gleichzeitig brachialer und feinsinniger. Weiterhin tief im Hardcore verwurzelt, spielen nun metallische und atmosphärische Klänge eine deutlich wichtigere Rolle. Und dann sind da noch diese Wut und dieser Drang nach Veränderung, die „The Future Holds Nothing But Confrontation“ antreiben.

Das eröffnende „Love Won’t Heal“ untermauert in jeglicher Hinsicht, dass hier nun ein ganz anderer Wind weht. Neben dem gekonnt deprimierenden Titel, der zugleich Aufbruchstimmung vermittelt, becirct feine Melodik zu Beginn. Schnell macht die Dampfwalze platt, begleitet von spitzen Schreien, die man eher von metallischen Extremen kennt. Immer wieder dringen eingängige  Momente nach vorne, bevor am Höhepunkt Klargesang, Post-Punk-Ästhetik und post-metallische Klangwelten das Auge des Sturms aufbrechen. „Zukunft“ im direkten Anschluss packt die Brechstange aus, nähert sich Blackened Hardcore an und könnte kaum roher ausfallen. Abermals mischt mittendrin Düsterpunk mit, was dem Track bestens bekommt.

Unorthodox und unvorhersehbar, das wird zum Mantra dieser Platte. So langt „Heavengoing“ erst einmal beherzt zu und fällt mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus. Urplötzliche Verfremdung und eine der besten Gesangsmelodien des gesamten Albums stimmen den komplexen wie willkommenen Spagat an, bevor lupenreiner Post Black Metal durchrattert. „Keeping You Alive“ sorgt mit Sprechgesang sogar für etwas Gothic-Atmosphäre, beschwört das Unheil des Neoliberalismus herauf und eskaliert schließlich in Zeitlupe. Das sollte eigentlich nicht funktionieren. Später kratzt „Gravitational Pull“ an der Sechs-Minuten-Marke, arbeitet sich an Post-Rock-Aufbauten ab und dreht bei spontanen, knackigen Eruptionen sympathisch am Rad.

Vielleicht wäre es überzogen, von einem Neustart zu sprechen, doch gelingt Giver diese Häutung gar hervorragend. Zeitweise glaubt man, eine andere Band zu hören, und das ist mit Sicherheit als Kompliment zu verstehen. „The Future Holds Nothing But Confrontation“ erweitert den musikalischen Horizont kompromisslos. So hart und ruppig hat man das Quintett noch nie gehört, während düstere Melodik, Post-Punk-Ästhetik, Gothic und Alternative die nötige, gewünschte Eindringlichkeit unterstreichen. Giver gingen ein Risiko ein, das sich nun absolut bezahlt macht – was für ein Happening.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 20.09.2024
Erhältlich über: End Hits Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/giverhc

Slider-Pic (c) Sebastian Igel

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Category: Magazin, Reviews

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