Giver – Sculpture Of Violence

| 3. Februar 2020 | 0 Comments
Giver

(c) Marie Laforge

Soziales Bewusstsein, strukturelle Ungerechtigkeiten, die kritische Auseinandersetzung mit etablierten Strukturen und Normen – für Giver geht es nicht nur um die Musik, sondern auch um die vermittelten Inhalte. Das Quintett aus Köln, Paderborn und Leipzig – Verfechter wuchtiger, melodischer und metallischer Hardcore-Klänge – hat stets etwas zu sagen und paart dies mit einem Sound, der an die große Bridge-Nine-Zeit Mitte der 00er Jahre erinnert. „Sculpture Of Violence“ ist das zweite Album der deutschen Nachbarn.

Zuweilen überschlagen sich die Ereignisse, führt der Flirt mit Chaos und Uptempo zu überhasteten Exkursen. So droht sich „Imitation Dreams“ in den ersten gut 20 Sekunden selbst zu überholen, bis Giver schließlich die zweite Raktenstufe zünden und ein differenziertes Arrangements zutage fördern. Bärbeißige Shouts, kernige Melodien und metallische Druckluft geben sich die Klinke in die Hand. Der latente Wahnsinn von „Every Age Has Its Dragons (Like An Empire)“ will davon zunächst nicht wissen und steigert sich in seine wilden Drumsalven und manischen Riffs hinein, bevor mehrere kleine Brüche für Auflockerung sorgen und zugleich den Atem rauben – intensiv, beinahe hymnisch und doch so wüst.

Gegensätze sind die große Spezialität der Deutschen, und so dockt „New Gods“ zunächst an der chaotischen Seite des Genres an. Bevor jedoch Converge und Konsorten zugreifen können, reißt der eingängige Dauerdruck von Have Heart das Steuer herum. In einem ähnlichen Spagat steckt der Opener „Night Season“, dessen furioses Gebell mit ruppigem Hardcore Punk kollidiert, bevor sich schließlich die Schleusentore öffnen. Im ellenlangen „Longing For Death“ ist der gemächliche, doomige Abgang bereits dabei. Beinahe glaubt man hier an Klargesang, die bleierne Schwere kommt gut.

Einfach, aber gut: Wer den Einstand mochte, wird „Sculpture Of Violence“ lieben. Giver graben sich noch tiefer in die manische Energie ihres Sounds ein, schlagen wild um sich und lassen dennoch eine gewisse Nähe zu, die zum Zücken des Lyric-Sheets animiert. Man mag nicht jede Zeile auf Anhieb verstehen, doch lohnt sich aufmerksames Mitlesen immer. Das Melodic Hardcore-Quintett will er- und gehört werden. Knapp 36 packende, elektrisierende Minuten laden zum Querdenken und zur Bildung einer eigenen Meinung ein.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 07.02.2020
Erhältlich über: Holy Roar Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/giverhc

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Category: Magazin, Reviews

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