X Raiders – Weltschmerz ’89

| 31. Januar 2020 | 0 Comments
X Raiders

(c) Tijs Van Leur

Wie früh ist „zu früh“ für eine Lebenskrise? Die X Raiders, durch die Bank Baujahr 1989, ließen sich von der großen 30 beeindrucken. Ist die Zeit für durchgemachte Nächte bei Bier und Turbonegro nun tatsächlich vorbei? Die Niederländer wissen, dass die rauschenden Studentenjahre passé sind, man für Rückenschmerzen und Burnouts aber noch viel zu jung ist. Klingt seltsam? Ihre Musik ist ebenso genau das – partytauglich, etwas sperrig und doch von ersten Anflügen zarter Melancholie begleitet. Eben „Weltschmerz ’89“, so der Titel der dreckigen Rock’n’Roll-Platte.

Bei „Chop Some Wood“ angefangen, frühstücken die Herren aus Amsterdam ihren recht kurzen Einstand in elf knackigen Kapiteln ab. Was zunächst wie klassischer, rotzig angepunkter Rock klingt, entwickelt schnell eine im besten Sinne unerwartete Doppelbödigkeit. So platzen doppelstimmige Leads und Soli mitten in den zweiten Song „Meat Market“ und spielen mit echten Iron Maiden-Trademarks. Metallisches ist den X Raiders alles andere als fremd und taucht immer wieder auf, beispielsweise im bissigen, druckvollen „Funeral Crusher“. Das bärbeißige Powerhouse spielt mit Groove, Squeals und Midtempo.

An anderer Stelle legt „Train Man“ einen waschechten Motörhead-Kaltstart hin, bevor es in vertraute Gefilde geht. Kaum wähnt man sich in Sicherheit, setzt das instrumentale Break vor dem letzten Refrain sämtliche Hebel in Bewegung. Von Double-Bass-Salven bis zu Growls ist alles dabei. In „Ride East“ drehen die X Raiders komplett durch. Street-Punk trifft auf wüste Dillinger-Ausritte, dann tauchen Melodic-Death-Leads auf, wohlweislich alles in einem vergleichsweise geordneten Garage-Rock-Umfeld eingebettet. Zwischendurch stimmt „Oedipus“ einen teilweise deutschsprachigen Chorus an und erklärt Mama zum besten Freund. Mahlzeit.

X Raiders drehen laufend am Rad, ohne jedoch ihren angepunkten Rock’n’Roll-Sound jemals komplett ad acta zu legen. Stattdessen sind sie stets für Überraschungen gut, drehen mal eben komplett durch und finden doch wieder zum packenden Refrain oder zackigen Hauptriff zurück. Das mag beim ersten Anlauf etwas überfordern, macht mit zunehmender Spielzeit aber Sinn. Die angedeutete Sinnkrise der Neu-Dreißiger, eben „Weltschmerz ’89“, wirft Kurzweiliges mit kleiner Verneigung vor den norwegischen Vorbildern und großer Spielfreude ab. Zwar möchten X Raiders ihre Partynächte hinter sich wissen, und doch wäre dieses Album der richtige Soundtrack dafür.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 31.01.2020
Erhältlich über: Suburban Records (Membran)

Website: xraiders.nl
Facebook: www.facebook.com/xraidersband

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Category: Magazin, Reviews

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