The St Pierre Snake Invasion – Galore

| 20. April 2023 | 0 Comments
The St Pierre Snake Invasion

(c) Ania Shrimpton

Lange Albumpausen sind für The St Pierre Snake Invasion nun wahrlich nichts Neues, doch lag es dieses Mal zumindest nicht in den Händen des britischen Quintetts. Ein Corona-Album wollte man bewusst nicht schreiben, um die Musik nicht zu datieren, und widmete sich stattdessen universellen Themen. Frontmann Damien Sayell wurde zudem im Sommer 2021 erstmals Vater, was sich durchaus auf das neue Material auswirkte. Und das bricht mehr denn je aus dem bisherigen Noise- und Punk-Fahrwasser aus, um deutlich mehr Chaos heraufzubeschwören. So unterschiedliche Bands wie LCD Soundsystem, Soulwax und Meshuggah standen Pate für „Galore“.

Das bedeutet mehr Chaos durch Noise und einen stetig eskalierenden Anteil an Math(core), aber eben auch synthetisch-elektronische Experimente, die an die Substanz gehen. Songs wie das abschließende „I Pray To Liars“ bringen den alten, neuen Wahnsinn auf den Punkt. Schnell zieht das Quintett in media res, die Gitarre fällt wunderbar auf die Nerven, bevor die erste Breitseite mit ausgesuchter derber Wucht den ersten von vielen Volltreffern landet. In der zweiten Hälfte eskaliert das Geschehen auf andere Weise, wenn Noise und Math durch Elektronik befeuert werden – störrisch und zugleich eingängig, entfernt an Acts wie Horse The Band und Genghis Tron erinnernd, und doch ganz weit weg davon.

In „Submechano“ schwingt die Synthetik von Anfang an mit, während sich die Band durch Mathcore-Komplexitäten tankt, die dennoch erdig wirken. Hymnischer Gesang, derbe Shouts und kleine Raves schlagen die Brücke zwischen The Dillinger Escape Plan und Enter Shikari. In „That There’s Fighting Talk“ drehen die Briten komplett am Rad, treten mehrere Druckwellen los und bleiben doch irgendwie harmoniebedürftig. Stets droht das Kartenhaus zusammenzubrechen, und das lässt sich auch im bedrohlichen „To Sleep Well“ erkennen. Die schroffe, unbequeme Präsentation mit Gastbeitrag von Ashley Tubb (Sugar Horse) arbeitet sich forsch und engagiert durch noisiges Dickicht.

Die konzentrierte Eigentümlichkeit dieses Albums macht Laune. Selten gaben sich The St Pierre Snake Invasion so verschlossen und zugleich so zugänglich. Eine gewisse Widersprüchlichkeit steht in „Galore“ fast durchgehend an vorderster Front und macht den neuesten Streich der Briten so unterhaltsam. Math und Noise erschließen kaputte Extreme und zerlegen alles, was sich gerade in den Weg stellt, nur um im nächsten Moment mit elektronischem Kargland das gesamte Geschehen ins Absurde und zugleich doppelt Packende zu entführen. Die Summe der einzelnen Teile geht im besten Sinne nicht mehr aus dem Kopf.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 21.04.2023
Erhältlich über: Church Road Records

Facebook: www.facebook.com/thestpierresnakeinvasion

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES