Wothrosch – Odium

| 11. Januar 2023 | 0 Comments
Wothrosch

(c) Jane Fotou

Es gibt viele Möglichkeiten, Extreme auszuloten und zu verschieben. Ein neues griechisches Duo bemüht die brachiale wie epische Magie von Black Metal in avantgardistischen, nahezu progressiven Post-Gefilden. Wothrosch erforschen die düstersten Ecken des Menschseins mit brutalem Nachdruck. „Odium“, so der Titel ihres ersten Albums, soll in jeder Hinsicht überwältigen, und geht als allumfassender, kapitaler Angriff auf sämtliche Sinne durch.

Eines der großen Highlights lauert erst am Ende: Für „Mass“ konnte das Duo Niklas Kvartforth von den schwedischen Shining gewinnen. Der Veteran der Urgewalt fühlt sich in diesem manischen Umfeld hörbar wohl und lässt das Geschehen immer weiter eskalieren. Was Wothrosch allerdings wunderbar beherrschen, ist das Setzen präziser, pointierter Zäsuren. Sie tauchen immer dann auf, wenn das Nervenkostüm zum Zerreißen gespannt ist, und verleihen jeder Höllenfahrt das gewisse Etwas. Dass danach es recht komplette schwarzmetallische Eskalaton mit komplexer Extreme-Metal-Note und zersetzter String-Synthetik angesagt ist, passt ins Bild.

„Tumor“ ist eine seltene kurze Episode, die komplett am Rad dreht und gerade deswegen bzw. damit punktet. Die Griechen schrauben den Wahnsinn in die Höhe und beziehen zugleich andere metallische Extreme ein, lassen auch etwas Death und Grind mitmischen. Der Titelsong „Odium“ steht hingegen exemplarisch für die epischen Qualitäten der Band, präsentiert sich fast schon doomig und schwerfällig in seiner puren, gutturalen Bosheit. Gezähmte Dramaturgie verdunkelt das Empfinden, zwischendurch eskaliert das Ding mit Nachdruck.

Dieses Wechselbad zermürbender Gefühle beherrschen Wothrosch wie nur wenige andere Bands. Dass es sich hierbei tatsächlich ‚erst‘ um ein Debütalbum handelt, fasziniert mit fortlaufender Spieldauer. Man könnte meinen, hier wären echte Veteranen am Werk, die den Faden von Anaal Nathrakh in unberechenbaren Bahnen weiterspinnen. „Odium“ zermürbt im besten Sinne und wirkt wie ein Statement zum gesellschaftlichen Status Quo, zum endgültigen Untergangen allen Seins, zur Abstumpfung des menschlichen Empfindens. Mehr Hassbrocken geht nicht.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 13.01.2023
Erhältlich über: Hammerheart Records (SPV)

Facebook: www.facebook.com/wothrosch

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES