Anaal Nathrakh – Endarkenment
Die Zeit der Aufklärung, im Englischen „enlightenment“, scheint weiter denn je entfernt zu sein. Fakten sind irrelevant, unliebsame Meinungen und Berichte werden als ‚Fake News‘ bezeichnet, Expertenmeinungen von Politikern ignoriert. Eine Aussage des britischen Politikers Michael Gove, wonach man genug von Experten habe, inspirierte Anaal Nathrakh zum Titel ihres elften Studioalbums. „Endarkenment“ ist der Soundtrack zu einem wahrhaft düsteren Zeitalter mit gefährlichen Zügen.
„Create Art, Though The World May Perish“ könnte das Leitmotiv dieser Platte sein. Hier zeigen sich Anaal Nathrakh von ihrer besten Seite – ein wütender, aggressiver Mix aus Black und Death Metal, rasend schnell und überspitzt vorgetragen, von einzelnen melodischen Elementen torpediert. Im Auge des Sturms taucht hymnischer Klargesang auf. Diese Zutat ist vergleichsweise neu und doch schon ein zentrales Element des Bandsounds. Mehr davon setzt es im eröffnenden Titelsong „Endarkenment“, der in allem Chaos unverschämt eingängige Erhabenheit propagiert. Vergleiche mit Borknagar liegen nahe, zumindest was den melodischen Part betrifft.
Beinahe möchte man von Hits sprechen, welche diese Platte in rauen Mengen zu bieten hat. Zu den musikalischen wie lyrischen Highlights zählt „Feeding The Death Machine“, am 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz geschrieben – ein beeindruckendes Beispiel für die Schere zwischen Inhalt und Präsentation, zwischem puren Horror und nüchterner Sachlichkeit. In „Requiem“ orientiert sich das Duo an Verdis Totenmesse. Eine Symphonie bleibt aus, dafür nimmt der melodische Anteil geradezu progressive Züge an. Wer mit derlei Fanfaren wenig anfangen kann, zieht sich „Libidinous (A Pig With Cocks In Its Eyes)“ rein, alleine schon aufgrund des Titels Anaal Nathrakh in Reinkultur, unverschämt aggressiv und doch mit Fistelgesang überraschend.
Eine andere Form von Extreme Metal umweht dieses neue Werk. Hat man Anaal Nathrkah jemals so eingängig gehört? Freilich ist „eingängig“ relativ zu sehen, denn rundherum packt das britische Duo nach wie vor rasende, furiose Wut aus, taucht gerne mal in geradezu noisiges Chaos ein. Bloß nehmen die lichten Momente zu, werden hymnischer, lassen sich beinahe mitträllern. In Verbindung mit den brutalen, erdrückenden Texten bietet „Endarkenment“ geschmackvollen, abhängig machenden Fatalismus, von dem man nicht so leicht loskommt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 02.10.2020
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/Anaalnathrakhofficial
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