Psycroptic – Divine Council

| 3. August 2022 | 0 Comments
Psycroptic

(c) Michael Rankine

Es ist Zeit für den nächsten Schritt im Hause Psycroptic. Dabei lagen die Australier keinesfalls auf der faulen Haut in den letzten gut 20 Jahren und entwickelten sich zu einem echten Powerhouse im technischen, experimentellen Death-Metal-Feld. Nun wollen sie letzte Grenzen und Limits zurücklassen. Für die Aufnahmen ihres achten Albums holten sich Psycroptic eine zweite Stimme ins Boot. Jason Keyser von Origin, der schon länger zur erweiterten Band-Familie zählt, mischt aktiv mit und bringt eine zusätzliche Stimmfarbe ein. Entsprechend vielfältig und vielschichtig zeigt sich nun „Divine Council“.

Ihre Trademarks lassen Psycroptic deswegen aber keinesfalls zurück. Der Wahnsinn von „A Fool’s Errand“ zeigt recht gut, wohin die Reise nun geht. Ruppige Brachialgewalt und technischer Anspruch bleiben erhalten, werden nun allerdings deutlich vielschichtiger, kaputter inszeniert. Verstörende Spannungsbögen durchziehen den Track, kompakte Griffbretthexerei bemüht neue Sphären. Der Track zerlegt sich selbst und wirkt dabei erhaben, während sich Keyser und Jason Peppiatt die Bälle geschickt zuspielen. Ähnliches findet sich im eröffnenden „Rend Asunder“, einem peitschenden Tech-Death-Lehrstück, dessen Bosheit zu jeder Zeit greifbar ist und letzte Thrash-Riffs ausspuckt.

Je länger die Platte dauert, desto ungewöhnlicher und extremer gestaltet sie sich. In „The Prophet’s Council“ operieren die Stimmbänder auf Anschlag, im Mittelteil treten sogar einzelne Melodic-Death-Elemente auf. Die Atmosphäre verfinstert sich, unheilvolle Stille bricht herein. Und irgendwann folgt der komplette, unvermeidliche Kollaps. In „A Fragile Existence“ treiben Psycroptic den Wahnsinn noch weiter. Mittendrin öffnen sich die Schleusen, skandinavische Fast-Eingängigkeit trifft auf Prog-Death, stellenweise glaubt man sogar Extol zu hören – eine spannende Entwicklung.

Mutig wagen sich die Australier in neue Sphären vor, ohne sich komplett von vertrauten Extremen zu lösen. Die schroffe Wucht mutet bloß deutlich vielschichtiger und kaputter, geradezu unvorhersehbar an. Und das bekommt ihnen richtig gut, wenngleich man sich auf diesen Husarenritt erst einlassen muss. „Divine Council“ steuert neue Ufer an und tut dies auf unnachahmliche Art. Jason Keyser half dabei, das Songwriting zu öffnen. Vertrackte Extreme, brutaler Prog und sogar verkappte Melodien halten nun Einzug, ohne sich jemals aufzudrängen und anzubiedern. Unterm Strich bleiben Psycroptic technisch versierte Wutbolzen, bloß auf deutlich abwechslungsreichere Weise. Das Risiko geht auf und sorgt für das vielleicht bislang beste Werk des Quartetts.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 05.08.2022
Erhältlich über: Prosthetic Records (Cargo Records)

Website: www.psycroptic.com
Facebook: www.facebook.com/psycroptic

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Category: Magazin, Reviews

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