Glasgow Coma Scale – Sirens

| 16. September 2021 | 0 Comments
Glasgow Coma Scale

(c) Glasgow Coma Scale

Sie sind wieder da, narrativer denn je: Mit einer EP und einem Album rannten Glasgow Coma Scale offene Post-Rock-Türen ein. Der rein instrumentale Sound der Frankfurter schafft es, fantastische Geschichten zu erzählen, ohne dabei auch nur ein Wort zu verlieren. Fünf Jahre nach „Enter Oblivion“ landet nun ein Nachfolger, der gedauert hat. Einerseits musste man einen neuen Schlagzeuger ins Line-up integrieren, andererseits verzögerte Corona die Aufnahmen. Für „Sirens“ hat sich das lange Warten definitiv gelohnt.

Wobei, kann man Glasgow Coma Scale noch als Instrumental-Band bezeichnen? Das abschließende „Day 366“ bemüht neun Minuten lang mächtige Aufbauten, aufbrausende Klänge, dichte Atmosphäre und herrlich fragile, dennoch zwingende Zäsuren. Stetig arbeiten die Frankfurter auf wiederholende Mini-Höhepunkte hin, bereiten die endgültige Auflösung minutiös genau vor. Und dann, keine Minute vor dem Ende, tauchen ein paar Vocals auf, eigentlich eher Harmonien, ein eigenes Instrument. Es ist eine weitere kleine Facette, nicht mehr und nicht weniger, und bekommt dem ohnehin bereits guten Track sehr gut.

Großartige Erzählstrukturen greifen in weiterer Folge nahtlos ineinander. „Underskin“, über dessen Titel Glasgow Coma Scale unter ihren Fans abstimmen ließen, überrascht mit Dreivierteltakt, breitet seine mächtigen Schwingen gemächlich aus und erinnert am Höhepunkt in Wucht und Intensität an Tides From Nebula, sogar an frühe Long Distance Calling. Hingegen bemüht „Magik“, dem Titel entsprechend, zunächst recht ominöse Klänge, bäumt sich unheimlich und doch, pardon, verzaubernd auf. Nach und nach flammen faszinierende melodische Schichten auf, dann breitet sich eine schroffe, intensive, angenehm wechselhafte zweite Hälfte aus.

Jeder einzelne der fünf Songs ist für sich ein kleines Kunststück und zeugt von der cleveren, sukzessiven Weiterentwicklung, die Glasgow Coma Scale in den letzten Jahren durchlebten. „Sirens“ bemüht kurzweiligen und zugleich gewaltigen Post Rock, dessen kurze Gesangseinlage vielleicht die Schlagzeile sein mag, letztlich aber nur eine sympathische Begleiterscheinung bleibt. Das noch kompaktere und zugleich ausladende Auftreten ist das eigentliche Highlight, ein wunderbares Zusammenführen unzähliger narrativer Fäden, das dennoch stets organisch und leidenschaftlich wirkt. Glasgow Coma Scale bleiben eine Bank.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 17.09.2021
Erhältlich über: Tonzonen Records (Soulfood Music)

Website: www.glasgowcomascale.de
Facebook: www.facebook.com/glasgowcomascale

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Category: Magazin, Reviews

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