Thrice – Horizons/East

| 17. September 2021 | 0 Comments
Thrice

(c) Matt Vogel

Eine Band wie Thrice kann sich auch nach weit über 20 Jahren im Detail neu erfinden. Das Quartett suchte und fand mit seinem Sound immer schon komplexe Welten, die sich zuletzt zwischen dichter Atmosphäre, hymnischen Exkursen und kleinen Experimenten einpendelten. Genau das möchte dem mittlerweile elften Studioalbum ebenfalls gelingen. „Horizons/East“ befasst sich mit dem relationalen Phänomen einer Kunst, die sich vornehmlich durch Erkennung und Wiedererkennung im Spannungsfeld gegenseitiger Wechselbeziehungen definiert. Nun denn.

Jazzige und elektronische Einflüsse entpuppen sich als wiederkehrendes Motiv der Entfremdung und Erweiterung. Sie schwingen häufig mit, übernehmen allerdings kaum das Geschehen. So führt bereits das eröffnende „The Color Of The Sky“ auf eine falsche, blubbernde Fährte. Nach und nach nimmt der Track Fahrt auf, legt vertraute Qualitäten als wuchtige Alternative-Hymne offen, bleibt dabei jedoch fragil und nachdenklich. Ähnliches zelebriert „Robot Soft Exorcism“, dessen verspielte Strophen mit jazziger Art-Lässigkeit kokettieren, doch letztlich auf druckvolle Nachdenklichkeit vorbereiten. Einzig im abschließenden „Unitive/East“ bleiben Thrice dem experimentellen Ansatz einen ganzen Song lang treu mit Piano, dicken Gesangsharmonien und langsamem Fade-Out.

Rundherum setzt es vertraute, beißend intensive Kost. In „Scavengers“ verabschiedet sich Sänger Dustin Kensrue von einem früheren Ich, das blind toxischen Ansichten folgte, und muss zugleich erkennen, dass viele lieb gewordene Personen dies nach wie vor tun. Aus dem nachdenklichen, semi-balladesk angetäuschten „Still Life“ entwickelt sich sukzessive ein Sog der Emotionen, der einen der schönsten Refrains der ganzen Platte lostritt. Mit „Summer Set Fire To The Rain“ haben Thrice zudem einen echten Hit im Gepäck, der mit kantigem Riffs und einem mörderischen, stetig weiter anschwellenden Chorus spielt.

Und so reiht sich „Horizons/East“ souverän in den Thrice’schen Katalog ein – hochgradig spannend, wechselhaft, immer für eine kleine Überraschung oder ein packendes Experiment zu haben. Geschickt eingebettete Jazz- und Electronica-Ausflüge werten das Geschehen tatsächlich auf, ohne Überhand zu nehmen. Beißende, hymnische Tracks mit verstohlenem Hit-Faktor und/oder Art-Anspruch schrauben in der Zwischenzeit an der einzigartigen Atmosphäre dieser Platte. Thrice bleiben eine Insitution mit einem weiteren Leckerbissen, der Vertrautes auf anspruchsvolle Weise neu interpretiert.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 17.09.2021
Erhältlich über: Epitaph Records (Indigo)

Website: thrice.net
Facebook: www.facebook.com/officialthrice

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Category: Magazin, Reviews

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