Doctor Smoke – Dreamers And The Dead
Stolze sieben Jahre hat das Debütalbum von Doctor Smoke bereits auf dem Buckel. Das Quartett aus Ohio tourte entlang der amerikanischen Ostküste, ging aber (noch) nicht, wie erhofft, durch die Decke. Nun lichtet sich der rauchige Nebel für einen herbeigesehnten Nachschlag: Auf „Dreamers And The Dead“ geht die geschmackvolle Mischung aus rifflastigem Hard Rock und doomigem Heavy Metal endlich in die nächste Runde. Und was für eine famose Runde das ist.
Mit dem eröffnenden „Reborn Into Darkness“ gelingt sogleich der erste Leckerbissen. Das abgehangene Riff mit düsteren Untertönen bewegt sich zunächst in Sabbath-Gefilden, nimmt jedoch schnell etwas Fahrt auf. Doctor Smoke fühlen sich im Midtempo-Bereich wohl. Matt Tluchowski erinnert an Dave Mustaine, bloß deutlich sauberer und melodischer. Der metallische Einschlag bemüht tatsächlich Querverweise auf die kommerziell erfolgreichste Zeit von Megadeth Anfang/Mitte der 90er – hymnisch, klassisch, rifftastisch. Und doch zieht das US-Quartett sein eigenes Ding durch, lässt den Song richtig schön atmen und organisch wachsen.
Westentaschen-Hits mit fiesen Widerhäkchen sind der rauchigen Ärzte Spezialität. So bemüht „Vexed“ die kompakte Kürze und wirkt dennoch episch, wohl aufgrund der ausladenden Gitarrenarbeit. Ein dichter Melodieteppich hypnotisiert. In „Waking Dreams“ wird es stellenweise ein wenig härter, scharfkantige Uptempo-Parts unterbrechen nur kurz. Das anschließende „Out Of Time“ vertieft diesen Ansatz, spielt sogar mit Speed- und Thrash-Elementen, ohne jedoch diese Abzweigung vollends zu nehmen. Das heilige, überdimensionale Riff bleibt der Fokus, begleitet von packendem Gesang. Exakt diese Zutaten machen das abschließende „This Hallowed Ground“ zur unbequemen, faszinierenden Hymne.
Tatsächlich gelingt Doctor Smoke das Kunststück, an manch eine prominente Rock- und Metal-Band zu erinnern, dabei aber zu jeder Zeit einzigartig zu klingen. Selbst wenn das nicht der Fall wäre, hätte „Dreamers And The Dead“ mehr als genug Hits, um dagegen anzukämpfen. In knapp 43 Minuten packen die Herren aus Ohio dicke Hymnen, mächtige Riffs, eine markante Stimme und rasiermesserscharfe Soli mit wachsender Begeisterung aus. Die ruppige Heavy-Melange unterhält von vorne bis hinten und unterstreicht die Qualitäten dieses Geheimtipps, der hoffentlich schon bald keiner mehr ist.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 03.09.2021
Erhältlich über: Ripple Music (Bertus)
Website: www.doctorsmoke.org
Facebook: www.facebook.com/doctorsmokeband
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