Domkraft – Seeds
Domkraft sind laut. Unfassbar laut. „Monolithisch laut“, nennt es die Pressemitteilung, und trifft den Nagel damit auf den Kopf. Das schwedische Trio erzeugt mit seinem psychedelischen Doom-Sound schwer in Worte zu fassende Wucht, noch dazu in erfrischend anspruchsvolle und zugleich mitreißende Arrangements gekleidet. Ihr bereits drittes Album „Seeds“, das erste für die neue Heimat Magnetic Eye, nahmen sie vergangenen Sommer in einem kleinen Holzhaus in einem Göteborger Außenbezirk auf; mit einer geliehenen Klimaanlage, um nicht komplett am Rad zu drehen.
Der knappen Dreiviertelstunde hört man das irgendwie an, aber auch eigentlich überhaupt nicht. Eine gewisse Lässigkeit lässt sich nicht von der Hand weisen, zugleich klingt die neue Platte überaus schweißtreibend. Das titelgebene „Seeds“ eröffnet mit etatmäßiger Zeitlosigkeit, schwebt zwischen den Welten und webt zugleich einen ungemein dichten Soundteppich wiederholender Eskalationen, der im richtigen Moment mit manischem Psychoterror kokettiert. „Dawn Of Man“ kürzt dieses Unterfangen auf die halbe Spielzeit zusammen und drückt gewaltige – ja, monolithische! – Riffwände durch die Boxen. Die Urgewalt der Schweden ist greifbar.
Richtig wohl fühlt sich das Trio allerdings in der Überlänge, das wird gefühlt mit jeder weiteren Minute greifbarer. So erweist sich „Perpetuator“ als spielfreudiges Meisterwerk mit konstanter Steigerung. Der fliegende Wechsel zwischen dicken Riffwänden und einer feinsinnigen, verstörenden Portion Psychoterror kommt gut. Noch besser macht es nur das abschließende „Audiodome“, die endgültige Explosion für Domkraft. Tatsächlich erreicht die Intensität ein neues Niveau, noch brachialer und abgefuckter, während der deutlich wachsende Stoner-Doom-Anteil zupackt. Das ellenlange Quasi-Finale mit plötzlich eskalierendem Wurmfortsatz setzt dem Track die Krone auf.
Und so nimmt der monolithische Wahnsinn von Domkraft mit jeder Minute zu, frei von jeglicher Beliebigkeit oder gar Behäbigkeit. Im Doom- und Psych-Umfeld konstant explosiv und motiviert zu bleiben, ist ein Kunststück, das auf „Seeds“ abermals gelingt, zum nunmehr dritten Mal in Folge. Tatsächlich packen die Schweden nochmals einiges an Lautstärke und Druck obendrauf, profitieren vom exzellenten Mix und lassen sich einfach treiben. Wohin das Riff führt, zeigt sich immer erst am Schluss. Und dieser Weg bleibt bärenstark.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 30.04.2021
Erhältlich über: Magnetic Eye Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/domkraftband
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