Dvne – Etemen Ænka
Großbritanniens neueste Prog-Brigade hebt erneut ab. Wobei: Dvne alleine auf das Prog-Präfix zu reduzieren, würde dem Ansatz des Quintetts aus Edinburgh nicht gerecht werden. Der wütende, filigrane Sound mit Sludge und Stoner, gepaart mit dichten narrativen Mustern und gewissen (konzeptuellen) Sci-Fi-Einflüssen, stellt vor gewaltige Herausforderungen. Im Vergleich zu „Asheran“ entwickeln sich Dvne nun in jeglicher Hinsicht weiter und klöppeln ein kleines Sludge-Prog-Meisterwerk zwischen majetätischem Nackenschlag und dramatischem Soundtrack-Vibe. „Etemen Ænka“ wirft den Fehdehandschuh des Wahnsinns hin.
Bereits das eröffnende „Enûma Eliš“ trennt die Spreu vom Weizen, obwohl der Song mit viereinhalb Minuten Spielzeit vergleichsweise kurz ausfällt. Dvne starten einfach einen Generalangriff auf sämtliche Sinne mit wachsender Begeisterung. Alleine schon die bärenstarke Vocal-Präsenz – brutale, gutturale Growls und erhabener, mitreißender Klargesang – brennt sich sofort ein, gewisse Mastodon-Vibes dienen als willkommener Bonus. Mehr davon setzt es in „Sì-XIV“, abermals mit manischen Riffs von den bärbeißigen Heavy-Proggern, emotional aufgeladenen Klangflächen dazwischen und großen, alles umarmenden Momenten zum Drüberstreuen, bevor im nächsten Moment eine weitere martialische Wand wartet.
Davon scheint in „Omega Severer“ zumindest anfangs nichts zu hören sein, doch führen Dvne mit dem ruhigen Auftakt auf die falsche Fährte. Obwohl der Gigant insgesamt eine Spur ruhiger und melodischer ausfällt, kommen die Entladungen deutlich wuchtiger daher – wahrscheinlich gerade deswegen. Ein wenig Frauengesang zwischendurch und eine reduzierte, nahezu balladeske Zäsur sorgen für das gewisse Etwas, auf das „Mleccha“ mit einem Hauch früher Devil Sold His Soul aufbaut. Die Regler werden nach oben geschoben, das dynamische Wechselbad zwischen schierer Wucht und innerer Zerrissenheit kommt gut. Konsequent steuern die Schotten auf ein abgedrehtes Finale zu und enttäuschen nicht.
Und so legen Dvne auf unerwartete Weise eine neue Bewusstseinsebene frei. Zumindest fühlt sich „Etemen Ænka“ so an – angenehm abgehoben und doch zu keiner Zeit auch nur im Geringsten übertrieben oder durch den Wind. Verweise auf Baroness oder die bereits erwähnten Mastodon ergeben sich von selbst, werden der Eigentümlichkeit des Quintetts jedoch kaum gerecht. Einzig die langen Zwischenspiele, Intros und Outros stören des Fluss dieser ohnehin überlangen Platte ein wenig. Sie sollen den konzeptuellen Gedanken der Platte unterstreichen, schweifen jedoch gelegentlich ins Langatmige ab – der einzige Wermutstropfen eines ansonsten hochspannenden Albums mit ordentlich Potenzial für den ganz großen Wurf in der nahen Zukunft.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 19.03.2021
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/DvneUK
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