Jakethehawk – Hinterlands

| 17. Februar 2021 | 0 Comments
Jakethehawk

(c) Trevor Richards

Ein dickes Riff hat noch niemandem geschadet. Für Jakethehawk ist das bestenfalls der Ausgangspunkt für eine Reise durch Raum und Klang. Das Quartett aus Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania verschreibt sich zwar dicken Proto-Metal-Wänden und Stoner-Grooves, hat aber ebenso ein Herz für psychedelische Schwere. Mischt man alles zusammen, werden Erinnerungen an Desert-Granden aus den frühen 90er Jahren wach. Auf dem zweiten Album „Hinterlands“, die erste gemeinsame Platte mit Neuzugang Josh Emery an der zweiten Gitarre, tauchen die Hawks noch tiefer in diesen atmosphärischen Wulst ein.

Sechs lange Songs bäumen sich in erfrischender Gemächlichkeit auf, machen sich zögerlich breit und strecken ihre Fühler in die verschiedensten Gefilde vor. Man kann den Tracks beim Wachsen zuhören, und genau das geschieht bereits im eröffnenden „Counting“. Ein kurzes, spaciges Intro verwandelt sich schnell in wuchtige, metallisch angehauchte Gitarrenwände, nur um für die ätherischen Strophen das Tempo komplett herauszunehmen. Filigran arbeiten sich Jakethehawk zum nächsten Höhepunkt vor, gewisse Erinnerungen an U.S. Christmas werden wach. Wiederholtes Aufheulen in der zweiten Hälfte, von luftigen Vocals gekonnt begleitet, erzeugt einen aufwühlenden, durchaus bezaubernden Sturm der Gegensätze.

Beißende Heavyness und butterweiches Soulfood gehen eine hochgradig faszinierende Symbiose ein, und „Still Life“ treibt diese auf eine neue Spitze. Feinsinnig, fast schon balladesk geht es in den ruhigen Strophen vor sich, dann entladen sich urplötzlich brachiale, kantige Gitarren mit dezenter Übersteuerung, fahren mit Urgewalt durchs Gebälk und wirbeln das Geschehen durcheinander – immer und immer wieder in verschiedenen Variationen. Das anschließende „Uncanny Valley“ rockt hingegen insgesamt deutlich lauter und launischer, treibt die Stoner- und Proto-Metal-Einflüsse fast durchgehend auf die Spitze, nimmt so etwas wie dreckig-punkigen Esprit mit. Auch das sind Jakethehawk, auch das ist großes Kino.

Selbst in den weichen Momenten brodelt eine stete Unruhe in der musikalischen Seele der vier Herren aus Pittsburgh. Jakethehawk sind Diener des allmächtigen Riffs, haben jedoch null Bock darauf, dieses 08/15 runterzuzocken. Geschickte Variationen, dichte Atmosphäre und eine gesunde Portion Psychedelic Rock als entfremdeter Unterbau tragen „Hinterlands“ auf majestätischen Schwingen in federnde, dennoch bleierne Welten. Das Meer der Gegensätze wird zur stürmischen Heimat eines Desert-Ruhepols und kreiert ein spannendes zweites Album mit dickem Grower-Stempel.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 19.02.2021
Erhältlich über: Ripple Music (Bertus)

Facebook: www.facebook.com/jakethehawkpgh

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES