Gone Is Gone – If Everything Happens For A Reason…Then Nothing Really Matters At All

| 4. Dezember 2020 | 0 Comments
Gone Is Gone

(c) Stefan Schmid

Sie wollen eigentlich keine Supergroup sein, doch ihre Musik strebt das Gegenteil an: Hinter Gone Is Gone stecken Filmtrailer-Komponist Mike Zarin, At The Drive-In-Schlagzeuger Tony Hajjar, Multitalent Troy Van Leeuwen (u.a. Queens Of The Stone Age, Failure, A Perfect Circle) und der singende Mastodon-Bassist Troy Sanders. Nach einer starkem EP und einem packenden Debütalbum wollte man den Sound weiter aufbrechen und sich von gängigen Songschemen verabschieden. „If Everything Happens For A Reason…Then Nothing Really Matters At All“ wildert nun überall von Pop und Electro über Rock und Metal bis Ambient und Soundtrack.

Durch diesen eigenwilligen Ansatz konnte man sich die Spielbälle leichter zuwerfen, und das funktioniert prima. Ein Song wie „Breaks“ hätte gleichermaßen auf das Debüt gepasst und wäre dort dennoch aus dem Rahmen gefallen. Der wuchtige, schroffe Industrial-Ansatz mit Drum-Loops, elektronischen Störsignalen und Sanders‘ aggressiven, zunehmend verzweifelten Vocals zieht den letzten Nerv und hat hörbar Spaß daran. Diese synthetische Schwere schwingt ebenso im großartigen „Everything Is Wonderfall“ mit. Große Vokal-Akrobatik und packende Melodien arbeiten sich langsam, aber sicher an die Oberfläche für einen unverschämt eingängigen Electro-Prog-Moment.

Gone Is Gone klingen komplexer und verstörender denn je, und doch geht so ziemlich jeder Song ins Ohr. Die federnde Leichtigkeit von „No One Ever Walked On Water“ ist bewegend und vitalisierend, beeindruckt durch sein Harmoniebedürfnis. Davon bringt „Sometimes I Feel“ ebenfalls Wagenladungen mit. Aus dem Industrial-Pop-artigen Umfeld arbeiten sich zeitlose Melodien heraus. Schließlich explodiert das Finale „Dirge For Delusions“ gleich mehrfach. Aus der beißenden und doch zähen Düsternis tankt sich eine Art Neo-Breakbeat-Rock-Abfahrt mit nihilistischen Untertönen durch – ein gleichermaßen verstörender wie passender Abgang.

Tatsächlich gelingt das Unmögliche, und Gone Is Gone klingen noch einen Tacken schräger, wirrer als auf ihren bisherigen Releases. Dabei hat „If Everything Happens For A Reason…Then Nothing Really Matters At All“ eigentlich kaum an Eingängigkeit eingebüßt, es änderte bloß seinen Ansatz und entwickelt sich von vorhersehbaren Songstrukturen weg. In diesen anfänglichen Wirren stecken – wenig überraschend – echte Ohrwürmer mit Grower-Potenzial, feinsinnige Momente und ungeahnter Tiefgang. Die neue Platte des Quartetts will unbedingt mit Kopfhörern erkundet werden. Es lebe der Detailreichtum.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.12.2020
Erhältlich über: Clouds Hill / ADA (Warner Music)

Website: goneisgoneofficial.com
Facebook: www.facebook.com/goneisgoneofficial

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Category: Magazin, Reviews

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