Eleanora – Mere

| 5. November 2020 | 0 Comments
Eleanora

(c) Eleanora

Wehe, wenn sie losgelassen: Vier Jahre nach ihrem packenden Debütalbum „Allure“ tauchen Eleanora wieder auf. Das belgische Quintett steht für dichte Atmosphäre, widersprüchliche Emotionen und wütende Intensität, die sich bevorzugt irgendwo im Spannungsfeld zwischen Post-Hardcore, Sludge und Post-Metal abspielt. Auch auf dem Nachfolger „Mere“ setzt es beklemmende Düsternis in fokussierten, überwältigenden Druckwellen.

Das brodelnde, aufwühlende „Elders“ an zweiter Stelle zeigt recht gut, wohin die Reise geht. Während das Intro mit seinen klaren Gitarren und dem pointierten Spannungsaufbau noch bewusst auf die falsche Fährte führt, explodiert das Pulverfass schon bald erwartungsgemäß. Krachende, klaustrophobe Wände zelebrieren beklemmende, anti-melodische Klangteppiche, spitze Schreie und pure Rage die Vergänglichkeit des Seins unter bedrohlichen Parametern. In anderen Worten: Es kratzt, beißt, schabt und windet sich mit wachsender Begeisterung.

Bei allem Druck schaffen die Belgier dennoch genug Abwechslung, mit der sie ihre Musikalität betonen. „Samaria“ flirtet beispielsweise mit Post Rock, verzichtet auf knarzende Stimmbänder und schafft stattdessen aufwühlende Klanglandschaften mit November-Flair. Der kurze, knackige Opener „Amos“ räumt dafür im Vorbeigehen alles ab. Es passiert eigentlich herzlich wenig, obwohl die paar melodischen Hoffnungsschimmer in der zweiten Hälfte von konstantem Anschlag gen clevere Vielschichtigkeit ziehen. Davon hat der abschließende Titelsong ähnlich viel zu bieten. In der ersten Hälfte bewegt man sich am Limit der Heavyness und erinnert an die Landsleute Amenra, mit denen man sich bereits eine Split teilte. Die deutlich anmutigere zweite Hälfte mit maritimem Durchgang beeindruckt daraufhin gleich doppelt.

Und so sollte „Mere“ nach und nach selbst den letzten Zyniker überzeugen. Ja, natürlich lassen sich gewisse Querverweise nicht so ganz von der Hand weisen, doch gerade der fließende, durchaus spielerische Übergang zwischen bärbeißiger Härte und filigranem Feinsinn fasziniert und begeistert immer wieder. Eleanora packen mit ihrer ungefilterten, fokussierten Spielfreude sofort zu, so nihilistisch und zermürbend diese auch anmuten mag. Selten klang der Spagat zwischen Selbstaufgabe und zartem Hoffnungsschimmer so bekömmlich.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 06.11.2020
Erhältlich über: Consuling Sounds / dunk!records (Broken Silence)

Facebook: www.facebook.com/Eleanoramusic

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Category: Magazin, Reviews

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