Spook The Horses – Empty Body
Auf das harsche „Rainmaker“, das Spook The Horses Tür und Tor zum Plattenvertrag mit weltweitem Vertrieb öffnete, folgte ein komplett konträres Erlebnis. „People Used To Live Here“, das Pelagic-Debüt der Neuseeländer, klang ruhiger, epischer und klarer, wandte sich dezent jazzigem Post Rock zu. Dass gleich mehrere Herzen in der Brust des Sextetts schlagen, ist nichts Neues, die regelmäßige instrumentale Rotation – die Musiker beherrschen jeweils mehrere Instrumente – ebenso wenig. Nun landet „Empty Body“, das bislang vielleicht härteste und sperrigste Werk der Band.
Folgerichtig springt „Self Destroyer“ von Anfang an förmlich ins Gesicht mit seinen harschen Vocals, dem schroffen Basslauf und dem hektischen, zwischen Hardcore, Punk und Metal firmierenden Rhythmus. Je länger der Track wird, desto hektischer, härter und harscher gestaltet er sich. Zwischen Noise-Variationen, komplettem Chaos und beklemmenden Zäsuren bäumt sich ein echter Bastard auf. Hier knüpft „Cell Death“ an und bewegt sich erst einmal im unruhigen Midtempo-Sektor. Es brodelt hörbar unter der Oberfläche, Blut und Teer drängen an die Oberfläche, doch die sukzessive Entschleunigung im Schlussabschnitt lässt verwirrt zurück.
Dieses Wechselhafte bleibt natürlich erhalten, und so liefern Spook The Horses immer wieder Unbequemes mit Nachdruck, nur um im sich im richtigen Moment etwas einzubremsen. So droht „The Maw“ gleich mehrfach zu eskalieren und alles zu zerlegen, nur um von infernalen Melodieansätzen in gleich mehrere Richtungen gleichzeitig gezerrt zu werden. Ein echtes Wunderwerk ist „Apology Rot“, das Epos dieser Platte, geworden. Die sieben Minuten führen mit einem angedeuteten Höllenschrei direkt auf die falsche Fährte und bauen stattdessen ein hässliches, verkrustetes Mammut auf. Immer wieder schießen kurze Portionen ungezügelten Wahnsinns aus dem Dickicht, der Zusammenbruch ist nahe.
Die Kurskorrektur erfolgte so plötzlich wie effektiv, die Schädeldecke wummert noch ordentlich. Spook The Horses greifen auf vertraute Mittel zurück, um sich neu zu erfinden, und überspitzen diese in ihrer konzentrierten Bosheit und Finsternis. „Empty Body“ wirkt wie ein gesellschaftlicher Kommentar, wie eine Beobachtung des desolaten Status Quo. Die zusätzliche, gegenwärtige Bedeutungsebene – ob gewollt oder ungewollt – verleiht dem neuen Album der Neuseeländer weitere Würze. Eine spannende Wutprobe.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.08.2020
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/spookthehorses
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