Misery Signals – Ultraviolet

| 7. August 2020 | 0 Comments
Misery Signals

(c) Basick Records

Und plötzlich waren sie weg: Vor sieben Jahren veröffentlichten Misery Signals ihr bis dato letztes Studioalbum „Absent Light“, ein Jahr später holte man sich für die zehnjährige Jubiläumstour zum Debüt „Of Malice And The Magnum Heart“ das damalige Line-up und somit unter anderem Originalsänger Jesse Zaraska zurück, dann wurde es relativ ruhig. Der bisherige Frontmann Karl Schuhbach musste nach drei Platten relativ kommentarlos seinen Posten räumen, ein neues Album in der Malice-Besetzung wurde über Jahre hinweg angekündigt. Nun ist „Ultraviolet“ tatsächlich da und hat große Fußstapfen zu füllen.

Vorneweg: An ihre legendären Klassiker, darunter das zeitlose „Controller“ aus dem Jahr 2008, kommen Misery Signals nicht ran. Stattdessen orientiert man sich – no na ned – zumindest rudimentär am etwas ruppigeren, direkten Debüt, bemüht sich insgesamt um etwas klarere Strukturen. Der klassische Punch der Band ging allerdings keinesfalls verloren, wie bereits der Opener „The Tempest“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. Zaraska zeigt sich in bestechender Form, bellt und schreit mit vertrautem Elan, zudem wirken die melodischen Elemente eine Spur hoffnungsvoller. Gepaart mit nach wie vor durchaus vertrackten Rhythmen, kocht die Stimmung schnell über.

Die großen Hooks braucht es auch in dieser alten, neuen Besetzung nicht, denn Misery Signals punkten weiterhin durch Intensität und Vielschichtigkeit. Wie „Old Ghosts“ ein paar melodischere Momente aus dem Dickicht landet, ohne jedoch in formelhafte Metalcore-Gefilde zu verfallen, kommt gut, vor allem gepaart mit kurzen Passagen klaren Sprechgesangs. Warum „Through Vales Of Blue Fire“ ein Songfragment blieb, verwundert, denn die majestätischen Fanfaren aus den Untiefen des Frontmanns Seele kommen mindestens so gut wie das endlose Geballer von „The Fall“ mit kernigen, halb gesungenen Gang-Shouts, die martialischen Drumsalven von „Sunlifter“ oder das sich selbst zersetzende, mit gleich mehreren strukturellen Überraschungen aufwartende „Some Dreams“.

Ist „Ultraviolet“ die ultralange Wartezeit Wert gewesen? Durchaus, wenngleich Misery Signals verständlicherweise etwas anders klingen. Der bahnbrechende technische Wahnwitz der Schuhbach-Alben ist erst einmal passé, wobei der größere Anteil an lichten, positiven Momenten – es sollte eine deutlich hoffnungsvollere Platte werden – von Anfang an geplant war. Dieses Mini-Comeback mit alten Gesichtern ist nach wie vor unverschämt gut und der versammelten Metalcore-Meute immer noch um Welten voraus. Es ist kein zweites „Mirror“, schon gar kein „Controller“ und gewiss nicht der erwartete „Of Malice…“-Abklatsch, sondern ein ureigenes, auf etwas andere Weise packendes Biest.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 07.08.2020
Erhältlich über: Basick Records

Website: miserysignalsmusic.com
Facebook: www.facebook.com/MiserySignals

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Category: Magazin, Reviews

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