Timeworn – Leave The Soul For Now

| 6. Dezember 2019 | 0 Comments
Timeworn

(c) Loyal Blood Records

Seit Jahren bäumen sich Timeworn mit ihrem Mix aus Sludgecore und Post Metal immer weiter auf, stets der Explosion nahe. Das norwegische Quartett um Mitglieder von Eskatol, Summon The Crows, Blodspor und From Below steht seit Jahren auf dem Sprung, von einem erlesenen Fankreis gefeiert und in der Fachpresse beliebt. Und doch fristen die Nordlichter nach wie vor ein vollkommen unverdientes Schattendasein. Das gigantische „Leave The Soul For Now“ sollte das nun ein für alle Mal ändern.

Das eröffnende „Sky Castles“ nimmt zahlreiche Facetten vorneweg. Bereits in den ersten Sekunden sorgt das feinsinnige Spiel zwischen brachialer Düsternis und feinen Klängen für Verzückung, danach wird es mit aggressiven Growls erst einmal finster. Packender Gesang und schiere Enslaved-Wucht geben sich die Klinke in die Hand, bevor Timeworn den ersten von unzähligen Haken schlagen. Als krasses Gegenteil zu diesem Wunderwerk geht „Visceral Reality“ durch. Überwiegend klarer Gesang, deutliche Sludge-Referenzen und ausladende, angeproggte Strukturen machen nicht zum letzten Mal eine gewisse Artverwandschaft mit Mastodon oder Baroness greifbar.

Die Norweger verlieren sich bevorzugt in ihren Songs und errichten diesen Monolithen kleine Kathedralen des Chaos. „Hellwater“ ist mit Sicherheit der ruhigste neue Song, verbindet Opeth mit Tool und ruht in sich. Hingegen zieht „The Fallen King“ andere Seiten – und Saiten – auf, stürzt sich auf ein überaus komplexes Arrangement zwischen Gummitwist und Extol. Urplötzliche Momente der Harmonie verzaubern und verzücken, nur um vom epischen Rausschmeißer „Vagrant Heart“ mit beklemmenden Post-Metal-Momenten komplett in den Schatten gestellt zu werden.

Ein Song besser als der andere: Timeworn halten die konstante Hochstimmung über gut 55 Minuten Spielzeit und scheinen sich mit jedem Exkurs erneut zu steigern. Insgesamt klingt „Leave The Soul For Now“ einen Tacken moderner und proggiger als die letzten Platten, wirkt nicht ganz so schroff und chaotisch. Und doch schimmern Wut, Komplexität und eierlegende Wollmilchsau mit wachsender Begeisterung durch, erreichen neue Sphären und finden doch fast immer zur Harmonie zurück. Die Norweger präsentieren ihre bislang beste Platte und ein echtes Highlight zum Jahresende, das eigentlich noch Einzug auf sämtliche Bestenlisten finden sollte, wohl sogar müsste.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 06.12.2019
Erhältlich über: Loyal Blood Records

Facebook: www.facebook.com/timewornband

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Category: Magazin, Reviews

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