Glassjaw – Material Control

| 21. Dezember 2017 | 0 Comments
Glassjaw

(c) Julian Gilbert

Das Studio-Comeback von Glassjaw verlief in den letzten Jahren über Etappen. 2010 veröffentlichte man ein paar Singles, ein Jahr später folgte eine EP, dann war wieder Ruhe. Zwischenzeitlich tauschten Daryl Palumbo und Justin Beck die gesamte Rhythmusabteilung aus, dann ging man mit Coheed And Cambria auf Tour. Nun steht urplötzlich, und praktisch aus dem Nichts, ein neues Album der Post-Hardcore-Legenden in den Läden. Tatsächlich kann „Material Control“ locker an alte Großtaten anknüpfen.

Die etwaige Frage nach der Relevanz der US-Amerikaner wird bereits in den ersten Sekunden des Openers „New White Extremity“ förmlich weggewischt. Unwahrscheinlich stylish und lässig pflügen sie durchs Chaos, angetrieben von Billy Rymer (The Dillinger Escape Plan), der für die Aufnahmen am Drum-Hocker Platz nahm und wie geschaffen für Glassjaw scheint. Die Art und Weise, wie er das angepisste und angepunkte „Closer“ lässig verprügelt, dabei aber komplett songdienlich bleibt, ringt Respekt ab.

Überhaupt wirken Glassjaw stets dem kompletten Mindfuck nahe. Selbst „My Conscience Weights A Ton“, das überwiegend im melodischen Midtempo-Sektor arbeitet und sogar seinen eigenen kleinen Deftones-Moment hat, geht laufend brutal steil und scheint jeden Moment zu explodieren. Kleinere Zwischenspiele lockern das Geschehen auf und lassen zudem Welten aufeinanderprallen. Auf das abgewrackte, dissonante „Golgotha“ folgt mit „Strange Hours“ ein experimenteller, minimalistischer Song-Entwurf mit dezent jazzigen Untertönen, dazu kommt mit „Shira“ noch eine weitere Muskelprobe inklusive der vielleicht süßesten Harmonien der Bandgeschichte.

Ja, Glassjaw sind nach wie vor komplett wahnsinnig, und das ist auch verdammt noch mal gut so. „Material Control“ packt alles, was die Band bereits um den Jahrtausendwechsel so großartig machte, auf eine überlebensgroße Platte. Zwischendurch wird es schon mal herrlich wirr, dann wieder brutal und martialisch, im nächsten Moment eingängig und hymnisch. In 36 Minuten für die Ewigkeiten klatschen Palumbo, Beck und Rymer zum Jahresabschluss eine der besten Platten 2017 hin. Sie können es eben immer noch.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 01.12.2017
Erhältlich über: Globochem Music, Inc. / Century Media (DL-ALbum)

Facebook: www.facebook.com/glassjaw

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Category: Magazin, Reviews

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