Thränenkind – King Apathy
Wenn Thränenkind zu spielen beginnen, scheint der Untergang der Zivilisation nur einen Wimpernschlag entfernt zu sein. Nicht etwa, weil das Quintett aus München schlecht wäre, ganz im Gegenteil, doch ihre Mischung aus Gewalt, Trostlosigkeit und Fatalismus drängt sich förmlich als Soundtrack für eine Art post-urbanen Apokalypse auf. Das hört sich erst einmal furchtbar abstrakt an, lässt sich aber auf eine simple Formel runterbrechen: Thränenkind machen wütend Druck mit einem Händchen für intelligente Melodik, wie ihr neues Album „King Apathy“ zeigt.
„Desperation“ stößt sich sogleich in media res. Nach einem kurzen, melodischen Intro setzen entstellte Gitarren, bissige Vocals zwischen Growls und Screams, und die herrlich groovende Rhythmusabteilung ein. Idylle? Mitnichten, denn urplötzlich legen Thränenkind den Schalter um und wagen den ersten von vielen Zwischensprints. Black-Metal-Energie, klaustrophobe Melodik und vertonte Sinnsuche geben sich die Klinke in die Hand für ein kleines musikalisches Kunstwerk.
Wer jetzt Blut geleckt hat, bekommt eine Reihe weiterer Granaten serviert. Vorneweg wäre unter anderem „Smokestacks And Concrete Walls“ zu nennen, das zwischen Klaustrophobie und Dreschflegel pendelt. Auch die Rastlosigkeit von „Ghosts“ unterhält, weil im Auge des Sturms feine, hoffnungsvolle Melodien aus den Gewitterwolken brechen und dieses kleine Post-Metal-Werk zum wohl zugänglichsten Song der Münchner werden lassen.
Auch wenn nicht jeder Song in gleichem Maße zündet („Vanishing Youth“ wirkt eine Spur zu vertraut, auch der doomige Grundtenor von „Urban Giants“ ist bestenfalls solide), so zeigen sich Thränenkind auf „King Apathy“ doch weitestgehend von ihrer besten Seite. Die schiere Wucht, mit der sie dieses Album durchdrücken, unterhält und begeistert gleichermaßen. Eine Prise Neurosis hier, ein Hauch Moss da – so schön kann Misanthropie sein.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 13.05.2016
Erhältlich über: Lifeforce Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/Thraenenkind
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