Interview mit Phil Lipscomb von Taproot
Taproot ist eine der wenigen Bands aus der New Metal-Ära, welche auch Jahre später immer noch stark in der Rock- und Metal-Szene präsent ist, ohne sich an vergangene Erfolge klammern zu müssen. Die Veröffentlichung des achten, überraschend experimentell ausgefallenen Albums „The Episodes“ und ihr 15-jähriges Bandjubiläum waren für uns Grund genug den Jungs ein paar Fragen zu stellen. Bassist Phil Lipscomb erzählt uns, was eine Biker-Gang, eine Ziegenherde und ein Schwarm Nachtigallen mit den vier Amis zu tun haben.
Erst vor kurzem haben Taproot ihr 15-jähriges Bandbestehen gefeiert. Habt ihr in den Anfangstagen je gedacht, dass die Band so lange existieren würde?
Als wir angefangen haben, hofften wir einfach eine Karriere mit Musik zu machen. Ich hätte mir aber nie träumen lassen, dass wir auch nach 15 Jahren immer noch erfolgreich Musik machen und uns immer noch bestens verstehen.
Was hat sich über die Jahre für euch als Band und individuell verändert? Was ist immer noch so wie früher?
Wir haben dreimal die Plattenfirma gewechselt. Wir hatten drei verschiedene Manager und vier verschiedene Booker. Ansonsten hatten wir nur einen Wechsel in der Bandbesetzung in 2008, als sich unser ursprünglicher Drummer dafür entschied, zu Hause bei seiner Familie zu bleiben. Wir sind immer noch dieselbe Band, die wir immer waren. Wir leben zwar alle in unterschiedlichen Bundestaaten, stehen aber immer noch voll und ganz hinter der Musik, die wir machen. Wir lieben es zu touren und für unsere Fans zu spielen.
Hat es jemals Momente gegeben, wo du daran gedacht hättest, die Band zu verlassen?
Niemals. Falls sich Taproot jemals auflösen sollten, dann sicher nicht weil ich das so will. Ich liebe die Band und die Musik, die wir machen, viel zu sehr.
Nach der letzten Platte "Plead The Fifth" ist "The Episodes" euer zweites Album, welches über Victory Records erscheint. Das Label ist ja eher für ihre (Großteils) jungen Hardcore- und Metalcore-Bands bekannt. Was genau macht Victory das richtige Label für eine erfahrene Alternative Metal-Band wie Taproot?
Tony Brummel, der Besitzer von Victory Records, glaubt an unsere Band und unsere Musik. Das ist das wichtigste am Label. Die Tatsache, dass dort ein großartiges Team arbeitet, ist auch ein großes Plus.
Auch wenn es den Anschein hat, dass ihr es liebt zu experimentieren, besitzt jeder eurer Releases einen hohen Wiedererkennungswert. Wie würdest du den Taproot-Sound definieren?
Es ist genauso, als würde eine Biker-Gang eine Herde Ziegen eine Straße entlang jagen, sich aber verbünden, als sie plötzlich von einem Schwarm Nachtigallen angegriffen werden.
Kann es sein, dass die Produktion von "The Episodes" dunkler und kälter im Vergleich zu den vergangenen Releases ausgefallen ist? Man nimmt sogar einen gewissen Industrial-Vibe wahr. Was habt ihr in Sachen Produktion und Mix anders gemacht?
Wir haben wieder mit Tim Patalan zusammengearbeitet. Er hat auch „Plead The Fifth“ und „Our Long Road Home“ produziert. Wir haben im gleichen Studio aufgenommen und es waren auch wieder dieselben Leute involviert. Dennoch unterscheiden sich alle drei Alben sehr stark. Ich denke, dass wir immer im Stande waren, verschieden klingende Platten zu produzieren, weil wir uns nie auf einen bestimmten Sound festlegen wollten. Tim hat uns enorme Freiheit gelassen, um verschiedene Dinge auszuprobieren. Ich glaube, „The Episodes“ ist das beste Beispiel dafür.
Was verbirgt sich hinter dem Albumtitel "The Episodes"?
Es gibt mehrere Bedeutungen. Die Geschichte dreht sich im Grunde um eine Person und einen Abschnitt (oder Episode), den diese Person gerade durchlebt. Diese Geschichte haben wir dann in mehrere Kapitel bzw. Episoden unterteilt (wie eine TV-Serie).
Hat der Titel auch einen gewissen Bezug zu euch als Band und die Phasen, die ihr über die Jahre durchgemacht habt?
Absolut! Ich bin froh, dass diese Botschaft rübergekommen ist. Es geht um das Erwachsenwerden, Entscheidungen im Leben zu treffen und mit den daraus entstehenden Konsequenzen umzugehen.
Was hat euch dazu veranlasst, ein Konzeptalbum zu schreiben?
Pink Floyd und The Who haben uns offensichtlich sehr stark beeinflusst. Wir haben uns gedacht es einfach zu probieren. Zuerst kam die Story dran. Anschließend haben wir den passenden Soundtrack dazu geschrieben. Letztendlich hat sich alles wirklich gut zusammengefügt.
Wie eine TV-Serie habt ihr die jeweiligen Songtitel zusätzlich mit z.B. S01E02 (S = Staffel, E = Episode) bezeichnet. Bedeutet das, dass wir mit einer zweiten Staffel auf der nächsten Platte rechnen können?
Wie bei einer TV-Serie hängt alles von den Einschaltquoten ab. Also, geht raus, kauft „The Episodes“, und zeigt uns, dass ihr eine zweite Staffel wollt!
Seit ihr auch in anderen Projekten involviert, oder ist Taproot die einizige musikalische Spielwiese für euch?
Ich habe während unserer Auszeit mit ein paar verschiedenen Bands gespielt (The Toques, Killer Night Out), aber Taproot ist ein Full-Time-Job. Alles andere ist „just for fun“.
Nach 15 Jahren als Mitglied einer Band, gibt es etwas, was du noch nicht gemacht hast, aber noch unbedingt machen möchtest?
Ich möchte nach Australien und Südamerika. Wir haben in Europa und in Japan getourt, und beides waren großartige Erfahrungen. Aber ich möchte es unbedingt auf die südliche Hemisphäre schaffen. Vielleicht gibt es eine Taproot World Tour 2012!
Was steht als nächstes für euch auf dem Plan?
Sobald das Album draußen ist, ist es Zeit zu touren, touren, touren und die Platte zu promoten. Unsere CD-Release-Party steht an, wo wir „The Episodes“ von Anfang bis Ende spielen. Das ist das erste Mal, dass wir so etwas machen, also wird es eine besondere Nacht für uns. Natürlich werden wir auch ein paar Songs von unseren anderen Alben spielen.
Soviel ich weiß, fand eure einzige Europa-Tour zusammen mit Pulse Ultra vor ca. zehn Jahren statt, kurz nachdem "Welcome" auf den Markt gekommen war. Wann, wenn überhaupt, können wir damit rechnen, euch auf europäischen Bühnen wiederzusehen?
Eigentlich haben wir davor schon einmal in Europa getourt. 2000 waren wir mit Deftones und Linkin Park unterwegs. Aber die Tour mit Pulse Ultra war unsere erste Headliner-Tour. Wir haben uns bereits mit ein paar Promotern unterhalten, welche uns im Herbst dieses Jahres zurück nach Europa bringen wollen, und das wäre echt fantastisch. Eine weitere Europa-Tour ist nämlich schon lange fällig. Wir lieben unsere europäischen Fans und interagieren gerne mit ihnen über unsere sozialen Netzwerke. Sie fragen uns ständig, wann wir endlich wieder rüberkommen. Es wird uns ein großes Vergnügen sein, ihnen endlich ein paar Europa-Daten servieren zu können.
Was fehlt dir am meisten daran in Übersee zu spielen?
Europäische Fans stehen stärker hinter ihren Bands und sind mit mehr Leidenschaft bei der Sache. Ihre Loyalität ist sehr ausgeprägt. Wir fühlen das, wenn wir für sie spielen. Ich bin außerdem ein Riesenfan davon, verschiedenes Essen auszuprobieren. Europa eignet sich hervorragend dafür.
Im Namen von Demonic-Nights bedanke ich mich für das Interview und wünsche euch alles Gute für die Zukunft.
Website: www.taprootmusic.com
Facebook: www.facebook.com/TaprootMusic
Category: Interviews, Magazin
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