Ancestors – In Dreams And Time

| 4. Mai 2012 | 0 Comments

Ancestors

Was die im vergangenen Jahr erschienene EP „Invisible White“ bereits vermuten ließ, ist nun tatsächlich eingetroffen: Ancestors küren sich selbst mit ihrem neuen Album zu einer der wichtigsten und interessantesten Psych-Prog-Bands der Gegenwart. Noch nie von Ancestors gehört? Bislang war das Quintett aus Los Angeles vornehmlich Insidern und Tee Pee-Fans ein Begriff. Mit ihren beiden ersten Platten „Neptune With Fire“ und „Of Sound Mind“ haben sich die US-Amerikaner schrittweise von knorrig doomigen Klängen über Stoner-Riffs hin zu einem Heavy-Fuzz-Albtraum entwickelt. „In Dreams And Time“ ist sozusagen die Ancestors-Meisterprüfung, die sie eindrucksvoll bestehen.

Der knorrige Auftakt in Form von „Whispers“ erinnert stellenweise sogar ein wenig an die Anfangstage der US-Amerikaner, gerade was die Screams betrifft. Überlagert werden diese jedoch in Windeseile von mehrstimmigen Gesangs-Harmonien – gleich drei der fünf Mitglieder steuern Vocals zu diesem Album bei – bevor für das große Finale sogar Mastodon-Klänge heraufbeschworen werden. Als krasses Gegenteil dazu fördert „The Last Return“ mit Frauengesang folkige Subrosa-Energie zu Tage, unterstützt durch ein Piano-Solo von Jason Watkins, das an Muse erinnert. „Corryvreckan“ als zwölf Minuten langer Psych-Riff-Teppich mit Crippled Black Phoenix-Break setzt ein erstes, dickes Ausrufezeichen, was unter anderem am schwerfällig schrubbenden Basslauf liegen dürfte.

„On The Wind“ mischt bereits bekannte Muse-Piano-Klänge mit Moog-Synthesizer-Klängen und Justin Marangas wütend heulender, geradezu stampfender Gitarre zu einer perfekten Melange, bevor „Running In Circles“ einige Gänge zurückschaltet, ein wenig Sludge-Energie einbaut und vereinzelte Stoner-Riffs auftreten lässt, die dezent an Red Fang erinnern. Das alles ist jedoch nichts gegen „First Light“, den 19 Minuten langen Rausschmeißer, einer der besten Mammutsongs der letzten Jahre. Verspielt proggige King Crimson-Klänge treffen auf Chant-artige Vocals, die an Jaz Coleman erinnern. Kaum fühlt man sich hier heimisch, folgt ein Höllenritt in verdrogte, psychedelische Gefilde mit Moog-Einsatz und einer einsam singenden Gitarre, immer tiefer hinab gen Abyss. Auf dem absoluten Höhepunkt nach ca. 15 Minuten wird das eröffnende Motiv in einem selten poppigen Moment wieder aufgegriffen, bevor das fragile Konstrukt viel zu plötzlich in sich zusammenfällt.

„In Dreams And Time“ ist ein magisches, unheimlich auslandend arrangiertes Album (6 Songs auf 66 Minuten Spielzeit), an das man sich behutsam und sorgfältig herantasten muss, um nicht in einer von viele Fallen zu landen. Gerade der schroffe Auftakt lässt ein wütendes Opus vermuten, unterbrochen von feenhaften, folkigen Klängen. Alleine für das abschließende „First Light“ – ein in allen Belangen perfekter und trotz monumentaler Spielzeit viel zu kurzer Song – lohnt sich die Anschaffung der dritten Ancestors-Platte. Was für ein Leckerbissen, welch psychedelisch-proggiger Albtraum! Den Geheimtippstatus sollte der L.A.-Fünfer mit diesem Meisterwerk schnell los sein.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 11.05.2012
Erhätlich über: Tee Pee Records (AL!VE)

Website: www.ancestorsmusic.com
Facebook: www.facebook.com/ancestorsband

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Category: Magazin, Reviews

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