Ahab – The Giant

| 25. Mai 2012 | 1 Comment

Ahab

Seit der Veröffentlichung des Ahab-Debütalbums „The Call Of The Wretched Sea“ weiß man, dass ‚Nautic Doom Metal‘ tatsächlich ein funktionierendes Genre ist, so schräg diese Umschreibung auch sein mag. Dahinter steckt düsterer Funeral Doom Metal mit Death-Schlagseite, der inhaltlich nautische Themen behandelt, bspw. „Moby Dick“ und, auf dem vor drei Jahren erschienenen „The Divinity Of Oceans“, das Schicksal des Walfangschiffs ‚Essex‘. Urspünglich sollte sich „The Giant“ mit Jules Verne befassen, was für die deutschen Nachbarn jedoch in Endeffekt zu nett, geradezu kindlich war. So dreht sich das dritte Studioalbum um Edgar Allen Poes Roman „Der Bericht des Arthur Gordon Pym“, beschreitet neue musikalische Wege und begrüßt obendrein einen durchaus prominenten Gastsänger.

Von Doom oder gar Begräbnis-Stimmung ist im Opener „Further South“ anfangs herzlich wenig zu spüren. Zu nachdenklichen Earth-Klängen singt Daniel Droste klar, stimmt ein bedrückendes Wehklagen zu proggig-post-rockigen Klängen an. Erst nach viereinhalb Minuten setzt ‚klassische‘ Ahab-Instrumentierung ein, immer wieder von Klagegesang unterbrochen. Fast noch intensiver, mit knapp 13 Minuten Spielzeit längster und bester Song der Platte zugleich, ist „Aeons Elapse“, das den Wahnsinn des Poe’schen Protagonisten eindrucksvoll vertont. Düster, geradezu atmosphärisch tastet man sich voran, Droste knurrt, singt und growlt gar gruselig, selbst für einen proggigen Ulver-Mittelteil ist Platz.

Natürlich gibt es auch klassisches Funeral Doom-Material, wenn auch in deutlich geringerem Maße. „Deliverance“ passt mit seinen ausladenden Strukturen mit Sicherheit in diese Kategorie, „Fathoms Deep Blue“ lässt sich wohl ebenfalls hier einsortieren. Daran ändert auch der Post Rock-Mittelteil herzlich wenig, denn kaum setzen Drostes Growls ein, steigen Ahab wieder tief hinab bis auf den Meeresboden. Für „Antarctica The Polymorphess“ hat man sich Herbrand Larsen, Keyboarder und Sänger von Enslaved, ins Studio eingeladen. Seine klare, beinahe sakral wirkende Stimme lässt den Song natürlich ein wenig wie die Hauptband des Norwegers klingen, hat jedoch mit Sabbath-Harmonien und einem geradezu erhabenen, beklemmend arrangierten Schlusspart wesentlich mehr zu bieten.

Zum Abschluss setzt es ein weiteres Ausrufezeichen. Larsen ist auch im Titeltrack „The Giant“ zu hören; man startet direkt in media res mit dezentem Enslaved-Vibe. Über proggige Ausritte geht es in ein erstes, mächtiges Aufbäumen, ein kurzes Innehalten und schließlich jene massive Gitarrenwand, die bereits die ersten beiden Ahab-Alben ausgezeichnet hat – düster, monolithisch, geradezu erdrückend. Mit diesem Blick über den Doom-Tellerrand ist das Quartett aus dem deutschen Nachbarland ein großes, lohnenswertes Risiko eingegangen. „The Giant“ wirkt dynamischer, pointierter, ist aber ebenso schwerer zu greifen. Gerade die Post-Elemente der ersten beiden Songs verwirren ein wenig. Hat man es hier tatsächlich mit Ahab zu tun? Weniger Begräbnis, mehr Prog und Experimentierfreudigkeit, ohne die Funeral-Doom-Gefilde gänzlich zu verlassen – auch das dritte Album der Düsterheimer ist ein echter Leckerbissen, ein überlebensgroßer Monolith mit hohem Suchtfaktor.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 25.05.2012
Erhätlich über: Napalm Records (Edel Music Distribution)

Website: www.ahab-doom.de
Facebook: www.facebook.com/AhabDoom

AHAB – The Giant

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Category: Magazin, Reviews

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