The Safety Fire – Grind The Ocean
Als fünfköpfige Tech-Hydra mit weißen Shirts und Holzfällerhemden stehen The Safety Fire stellvertretend für die neue Modern Prog-Generation, die längst dem reinen Progressive-Habitus entwachsen ist. Die Briten sind seit 2006 gemeinsam unterwegs, veröffentlichten vor drei Jahren ihre erste EP „Sections“ und tourten seither mit Malefice, The Arusha Accord, Xerath und Anterior durch die Lande. Während Djent aktuell in aller Munde ist, verbinden die Londoner das vermeintliche Trend-Genre mit klassischen Progressive Metal-Klängen und einer Prise Chaoscore, wie das Debütalbum „Grind The Ocean“ eindrucksvoll illustriert.
Zwischen fünfeinhalb und sieben Minuten – die beiden Interludes ausgenommen – dauern die einzelnen Songs und lassen sich damit Zeit für zahlreiche Kniffe und Wendungen. Die eröffnende Single „Huge Hammers“ ist ein wahres Squeal-Festival: Die Gitarristen Derya Nagle und Joaquin Ardiles spielen sich Steilpässe am laufenden Band zu, während sich Sean McWeeney als einer der besten Brüller des Genres erweist. Der Hardcore-Hintergrund ist unüberhörbar, das Raue und Ungeschliffene in seinen Stimmbändern eine willkommene Abwechslung. Selbst der relativ glatte, fast zu nette Gesang fällt nicht negativ auf, lässt aber Luft nach oben erkennen. Gerade im Mittelteil des Songs offenbart sich die Stärke der Briten, wenn sie Rush-Gitarrenläufe mit der Weirdo-Magie von Devin Townsend kollidieren lassen und damit Djent-Riffing neben einen Hybrid aus klassischer und moderner Prog-Schule stellen.
„DMP (FDP)“ nimmt die Welle aus dem Westen erst gar nicht mit, punktet mit Griffbrett-Akrobatik und dezenten Math-Einflüssen, die McWeeney mit wachsender Begeisterung zerbrüllt, nur um zum Ende hin Polyrhythmik auf Alternative Rock-Einflüsse treffen zu lassen. „Animal King“ überzeugt vor allem mit seinen hochgradig melodischen, beinahe balladesken Breakdowns, die ein wenig gen 70er Jahre schielen und mit einem wahnwitzigen Animals As Leaders-Solo schlussendlich doch wieder zerschossen wird. Auch der Klassiker „Sections“ mit seinem Breitwand-Rock-Refrain (!) passt auf krude Art und Weise in das sperrige Gesamtbild, auch wenn der Track durchaus seine Längen hat – im Mittelteil verzetteln sich The Safety Fire das eine oder andere Mal.
Auch der eine oder andere Makel schmälert den guten Gesamteindruck von „Grind The Ocean“ kaum (man sehe und vor allem höre den abschließenden Titeltrack, der den Bogen von Periphery zur Floyd’schen Schule spannt). In punkto Songwriting haben sich The Safety Fire hörbar weiterentwickelt und meistern dabei den Spagat zwischen instrumentaler Akrobatik und trotz ausladender Spielzeit kompaktem Auftreten. Obendrein knallt der Sound ordentlich – Derya Nagle selbst ist für die Produktion verantwortlich (weitere Credits: Rise To Remain, The HAARP Machine, Palehorse), Jens Bogren (Opeth, Katatonia, Amon Amarth) masterte den Silberling – und wirkt in den ruhigen Prog-Passagen angenehm differenziert. Summa summarum debütieren die Briten mehr als amtlich und schaffen es mit „Grind The Ocean“ tatsächlich, mehrere Prog-Generationen unter einem Dach zu vereinen. Die nächste Tour kann kommen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 24.02.2012
Erhätlich über: Inside Out Music (EMI Music)
Facebook: www.facebook.com/thesafetyfire
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