Pilgrim – Misery Wizard

| 23. Januar 2012 | 0 Comments

Pilgrim

Während mit Cathedral und Candlemass zwei Doom-Legenden für dieses Jahr ihre jeweils letzten Alben mit darauf folgendem Split ankündigen, ist es um den Nachwuchs scheinbar gut bestellt. In die mächtigen Fußstapfen besagter Veteranen will auch das Trio Pilgrim aus Rhode Island treten, bei dem bleischwere Riffs und schräger Humor offensichtlich Hand in Hand gehen. Die Mitglieder heißen The Wizard, Count Elrich the Soothsayer und Krolg, the Slayer of Man, die Konzerte in New York City werden als „Wallfahrten“, die musikalische Mission als „[heiliger] Kreuzzug im Kampf für die Herrschaft des Verstärkers“ bezeichnet. Bei ihrer Musik hört der Spaß jedoch auf, denn die Düsternis ihres Debütalbums „Misery Wizard“ kann sogar mit Reverend Bizarre und den Label-Mates Pentagram mithalten.

Sechs Songs, gut 55 Minuten Spielzeit – Überlänge ist bei Pilgrim Normalzustand, das flotte „Adventurer“ mit viereinhalb Minuten Länge so etwas wie der Punk-Track dieses Albums, ein riffgesteuerter Bastard in bester Black Sabbath-Manier. In den epischen Tracks versteckt sich dafür so manch spannende Idee, so manch zermürbender Part, so manche harte Prüfung. Der Opener „Astaroth“ beispielsweise kommt erst nach einem viel zu langen Intro richtig auf Touren, geht dafür unter die Haut, sobald The Wizards bedeutungsschwangere Vocals mit leichtem Griftegård-Einschlag einsetzen. Nur eine Ecke weiter versucht sich der Titeltrack an möglichst spartanischer Entwicklung und einer Kultivierung jener Langsamkeit, die einen – durchaus positiv – in den Wahnsinn treibt.

Die Produktion fällt relativ schlicht aus, riecht stellenweise nach muffigem Proberaum und bezieht gerade daraus ihren Charme, denn die Songs profitieren von diesem reduzierten, live-tauglichen Sound ungemein. Wenn „Quest“ beispielsweise zur Halbzeit aufs Gaspedal steigt und sich in einen verspielten Solopart stürzt, horcht man unweigerlich auf. Aber auch die mehrstimmigen Gesänge in „Masters Of The Sky“ funktionieren in diesem reduzierten Ambiente überraschend gut, wobei The Wizard immer noch dann am besten ist, wenn er allein auf weiter Flur gegen bleierne Gitarrenwände ankämpft und seine Stimme wie ein weiteres Instrument einsetzt – hier wird die skandinavische Doom-Schule förmlich zelebriert.

Mit dem finalen „Forsaken Man“ ziehen sich Pilgrim schließlich schrittweise zurück. Ohrenbetäubende 13 Minuten geben sich die US-Amerikaner einer besonders zähen Langsamkeit hin, von dynamischen Fills und anspruchsvollen Instrumental-Parts durchzogen. Als schließlich die letzte Feedback-Schleife verebbt, setzt ein wenig Sprachlosigkeit ein. „Misery Wizard“ kultiviert doomigen Wahnsinn in seiner reinsten Form, lässt einzig ein mächtiges Ausrufezeichen vermissen, um aus einem starken Debütalbum ein Monster zu machen. Potential haben Pilgrim hörbar ohne Ende, könnten auch zu wichtigen Protagonisten der jungen Doom-Bewegung werden. Eine Explosion ist ihnen auf ihrer nächsten Platte auf jeden Fall zuzutrauen, aber auch dieser Einstand ist mehr als nur empfehlenswert.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 27.01.2012
Erhätlich über: Metal Blade (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/hailthepilgrim

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Category: Magazin, Reviews

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