Kollapse & Grava – Kollapse & Grava

(c) Peter Troest
Eine gereifte Freundschaft, ein gemeinsamer Gig und ein gemeinsames Mini-Album: Kollapse und Grava vertreten die harte dänische Musikszene seit einigen Jahren höchst lautstark, fanden sich wiederholt auf dem gleichen Billing und knüpften irgendwann freundschaftliche Bande, die nun sogar eine gemeinsames Konzert beim legendären Roskilde Festival abwerfen. Mit dabei hat man eine Platte, die teils getrennt und teils zusammen aufgenommen wurde. Diese eng verbundene, namenlose Split lässt beide Bands jeweils zwei Songs interpretieren, durch gemeinsame Vignetten verbunden.
Das betrifft einerseits „Hæmatomets filosofi“, das bei Grava den Zusatz „Blóðtøka“ bekommt. Die eher für ausladende Doom- und Sludge-Klänge bekannte Band überrascht mit der deutlich kürzeren Interpretation, die dennoch nunmehr vertraute epische Härte einbringt und in Richtung Siedepunkt treibt. Gift, Galle und durch den fauligen Äther schwirrende Vocals finden nach und nach zusammen. Hingegen tasten sich Kollapse sogar beinahe an die Zehn-Minuten-Marke heran und liefern ein echtes Noise-Lehrstück ab – entstellt, verzerrt, beinahe bis zur Unkenntlichkeit, immer länger und kaputter werdend.
Auch beim zweiten Track sind die Noise-Rocker deutlich ausladender unterwegs: „Red Furnace“ machen Kollapse zu einem zähen und doch wild um sich schlagenden Monstrum, so unbequem und überspitzt wie menschenmöglich vorgetragen – bis eine ellenlange, ominöse bis meditierende Zäsur mittendrin das Auge des Sturms öffnet. Dafür haben Grava keine Zeit, setzen ebenfalls auf pure Heavyness, punkten jedoch mit post-metallischen Druckwellen der herrlich abartigen, unangenehmen Art. Diese Wucht in betonter Kürze beherrschen die Herren aus Kopenhagen wie nur wenige andere.
Abgerundet von vier kurzen, instrumentalen Zwischenspielen, die beide Bands gemeinsam erarbeiteten, ergibt sich ein wunderbar unwirkliches Bild einer sympathisch unbequemen und doch auf gewisse Weise anziehenden Platte. Dass gerade Kollapse hier noch länger und ausführlicher als ihre Doom-Sludge-Counterparts auftreten, überrascht in dieser Ausführlichkeit vielleicht ein wenig, passt aber doch prima ins Bild. Wo die Herren aus Aalborg so noisig und entfremdet wie möglich auftreten, langen Grava beherzt und schwerfällig zu. Die Mischung, die nicht gefundene Mitte, strahlt erstraunliche Faszination aus – ein spannender gemeinsamer Release, der sich eine Fortsetzung mehr als verdient hätte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.06.2025
Erhältlich über: Vinyltroll Records / futhermocker.dk
Kollapse: www.facebook.com/Kollapseband
Grava: www.facebook.com/gravadanois
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