Pothamus – Abur

(c) Céline Gladiné
Ein Donnerhall von einem Album landete vor gut vier Jahren, als Pothamus – pünktlich zum zweiten großen Lockdown – ihren Einstand präsentierten. Der monumentale, voluminöse Sound des Trios, so avantgardistisch wie brachial, reizte die Grenzen des Begreifbaren aus, von Drone bis Post Metal, und lieferte den passenden Soundtrack zu zermürbenden Tagen. Inzwischen bei Pelagic unter Vertrag, setzen sie die Reise auf „Abur“ fort. Einmal mehr dreht sich alles um zentrale philosophische und bedeutungsstiftende Fragen des Seins und des Nicht-Seins.
„Savartuum Avur“ ist der erste für diese Platte entstandene Song und lädt ein, Vorurteile sowie soziale Konstrukte beiseite zu wischen, um das Gemeinsame zu finden. Diese zentrale Überlegung überträgt sich auf den monumentalen, nahezu spirituellen Charakter der Musik, in konstantem Fluss befindlich, meditativ und monumental, donnernd und intensiv. Selbst die Verfinsterung im Schlussdrittel passt ins Bild. Ähnliches überlegt „Zhikarta“, zumindest musikalisch, trägt seine konstante Steigerung jedoch schneller und forscher vor. Das nervöse Tempo, das stete Brodeln, die greifbare Explosivität, dazu feinsinniger Gesang mittendrin – das geht an die Substanz.
Selbstverständlich darf ein Gigant nicht fehlen. Der abschließende Titelsong „Abur“ nimmt gleich mal eine Viertelstunde in Beschlag und gibt sich von Beginn an nervös, atemlos, droht sich zu verhaspeln. Wiederholtes Aufbrausen, Drone-Wände und Industrial-Gummitwist kollidieren mit galligen Growls, den Untiefen der menschlichen Seele entspringend und diese zugleich vollends zerstörend. Minutenlanges Verharren in Stasis im Mittelteil bereitet finale Gewalttaten vor, dann marschieren Pothamus erhobenen Hauptes der Erfüllung entgegen. Ob diese nun positiv oder negativ ist, ob die erhoffte Bedeutung gefunden wird, bleibt letztlich offen.
Was das konkret bedeutet, lässt sich also nicht sagen, außer: gute Musik. Richtig gute Musik. Wiewohl hier einzelne Tracks rausgegriffen wurden, sollte – nein – muss man „Abur“ eigentlich in seiner Gesamtheit erleben. Knapp 47 Minuten monolithische Intensität, spirituelle Experimentalität und dröhnende, gutturale Wucht finden auf gleichermaßen spektakuläre wie zermürbende Weise zusammen. Wohin die Reise geht? Welche Wendungen hinter der nächsten Tür warten? Das bleibt, wie im echten Leben, auch bei Pothamus offen – eine von vorne bis hinten richtig starke, faszinierende Platte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.02.2025
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/Pothamus
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