Karla Kvlt – Thunderhunter

| 16. Februar 2025 | 0 Comments
Karla Kvlt

(c) Aylin Sengül

Bleierne familiäre Schwere bahnt sich ihren unüblichen und doch hochgradig spannenden Weg. Hinter Karla Kvlt stecken durchaus bekannte und interessante Namen: Eisenvater-Legende und Gitarrenorchesterleiter Markus E. Lipka tut sich mit seinem Sohn Johann Wientjes an den Drums und Bassistin, Sängerin und Schwiegertochter Teresa Matilda Curtens (beide von Melting Palms) zusammen. Das Ergebnis ist wuchtig, dissonant, unheimlich und voller süßer Schwerfälligkeit. „Thunderhunter“ entpuppt sich, ganz dem Titel entsprechend, als donnernder, massiver und selbst in Gemächlichkeit hektischer Einstand.

Tracks wie das epische „Swallowed“ bringen den kuriosen wie angenehm erdrückenden Mix binnen kürzester Zeit auf den Punkt. Doom und Sludge kokettieren mit Drone-artiger Langsamkeit, auf der Kehrseite der zermürbenden Medaille von Noise Rock mit Post-Rock-Sensibilitäten angetrieben. Curtens gleichermaßen angenehmer wie bissiger, wütender Gesang brennt sich sofort ein, wirkt wie ein Leuchtturm inmitten der Brandung und spielt mit trügerischer Harmonie. Die Art und Weise, wie das Arrangement wiederholt ruppige Wände hochzieht und diese in lautmalerischer, pointierter Gemächlichkeit einstürzen lässt, bereitet Laune und geht an die Substanz.

Noch anstrengender ist wohl nur „Hekate“, eine Meditation über kleinen Soli, Donnerhall und schrillen Vocal-Einschüben. Die Klangcollage findet sich mit der Zeit, verweigt jegliche Versuche einer Kategorisierung. Hingegen hat das eröffnende „Karma“ ein Herz für süffige Doom-Melodik, so desolat die Instrumentierung rundherum auch angelegt sein mag. Karla Kvlt tun hier nicht viel, doch verstehen es die reduzierten und zugleich so pointierten Schleifen geschickt, immer weiter zu zermürben. Das schafft auch „Magna Mater“, dessen heulende Gitarre als anfänglicher Störfaktor mit der Zeit fast schon angenehm und heimelig klingt, während rundherum alles aus den Fugen gerät.

Während Fugen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit überbewertet bleiben, kreisen Karla Kvlt mit stoischer Besessenheit über einer unwirtlichen Welt und bedienen sich dessen verwitterten, vergilbten Schönheiten mit chirurgischer Präzision. Trügerische Sirenenmelodien, desolate Arrangierung, geifernder Minimalismus und kathartischer Lärm finden wieder und wieder zusammen. „Thunderhunter“ klingt so anstrengend, frustrierend und anziehend wie menschenmöglich, kultiviert eine post-apokalyptische Welt der Gegensätze und fühlt sich in dieser hörbar, spürbar wohl. Das Debüt dieses starken, prominenten Trios reift zum beklemmenden Erfolg.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 21.02.2025
Erhältlich über: Exile On Mainstream Records (Cargo Records)

Bandcamp: karlakvlt.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/karlakvlt

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Category: Magazin, Reviews

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