Sugar Horse – The Grand Scheme Of Things

| 1. Oktober 2024 | 0 Comments
Sugar Horse

(c) Tom Ham

Keine unnötigen Umwege, kein Firlefanz, sondern direkt auf den Punkt – bei einer Band wie Sugar Horse ist ein solches Mission Statement freilich mit Vorsicht zu genießen. Der Nachfolger von „The Live Long After“ sollte unbedingt pointierter und direkter ausfallen, ohne extralangen Anlauf. Ob das bei dem bewusst komplex und unorthodox operierenden Quartett aus Bristol überhaupt möglich ist? De facto versucht „The Grand Scheme Of Things“ tatsächlich, unnötige Umwege zu vermeiden – tut das aber selbstverständlich nicht immer.

Ein Song wie „The Shape Of ASMR To Come“ – die Songtitel sind auch auf dieser Platte grandios – versucht mit der neuen Realität mitzuhalten und bemüht erhabene Melodien, die einigermaßen schnell in eine Strophen finden. Prog und Gaze ergeben eine große Hymne, doch dürfen die kleinen Zäsuren zwischendrin nicht fehlen. Konsequent brechen Sugar Horse immer wieder mit der Spannung, bis zum neuen Anlauf. Auch „Corpsing“ erhebt sich nur schleppend aus dem Dickicht, bleibt dafür am Ball. Hier kehrt die etatmäßige Hässlichkeit zurück, diese post-metallischen Arien der Zerstörung, die mit Sludge-Untertönen das Geschehen torpedieren.

Sollte das zu nett sein, dreht „New Dead Elvis“ zusehend am Rad. Das Spiel mit nahezu konstanter Steigerung, mit dem sich verfinsternden Horizont und einer kaputten, aggressiven zweiten Hälfte geht auf. In „Mulletproof“ wird es in weiterer Folge sogar noch fieser, abermals nach längerem Anlauf, dafür so bösartig und derb wie nur selten auf diesem Album. Die Abrissbirne kreist im Zeitlupentempo, nimmt alles mit und schwingt doch beiläufig aus. Nur einmal schlagen Sugar Horse über die Stränge, dafür aber mit aller Macht. „Space Tourist“ nimmt fast 25 Minuten in Beschlag, wobei etwa die letzten 20 davon ein nahezu konstanter Sci-Fi-Noise-Loop sind. Irgendwo muss die angestaute Energie abgesondert werden.

Und davon bringen Sugar Horse eine ganze Menge mit. Nein, radiofreundlich sind die Briten natürlich nicht geworden, wenngleich die Präsentation zumindest einen Hauch kompakter ausfällt. Auch „The Grand Scheme Of Things“ ist keine direkte Platte geworden, geht jedoch insgesamt einen Tacken songorientierter zu Werk, ohne die vertrauten Stärken einzubüßen. Im Gegenteil, gerade die Prog-Gaze-Hymnen wirken noch massiver und eingängiger, was im Umkehrschluss den rohen bis derben Tönen bestens bekommt. Mit ihrem zweiten Album setzen Sugar Horse wichtige, sinnvolle und gezielte Veränderungen, ohne komplett vom Kurs abzukommen – ein mehr als gelungener Longplayer.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.10.2024
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/sugarhorseruinedmybirthday

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Category: Magazin, Reviews

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